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hinauf; aber sie sind nicht zn bewegen und schauen mit Angst
und Bangen von dem Bergesrande auf die preussischen Scharen.
Was nun beginnen? Gewalt wollte man gegen diese armen, be
logenen und betrogenen Leute nicht gebrauchen. Da befiehlt
der preussische Oberst, dass sich die Regimentsnmsik aufstellen
solle, und auf seinen Befehl blasen die wackern Musiker, dass es
in der Ferne wiederhallt, zuerst: „Eine feste Burg ist unser
Gott,“ dann: „Was Gott thut, das ist wohlgethan,“ und: „Jesus
meine Zuversicht.“ Voll und immer voller ward der Gesang der
preussischen Männer, und droben wich das Entsetzen vor dem
zurückkehrenden Vertrauen. Näher und immer näher kamen die
geflüchteten Dorfbewohner, und ob sie wohl auch nicht gleich
mögen mitgesungen haben, so sagten sie sich doch alsbald: Leute,
die unsere Choräle singen und blasen und mit solchem Gesang
zu uns kommen, werden uns nichts Übles thun. Bald waren die
guten Elsässer wieder in ihren Häusern und lernten ihre
preussische Einquartierung bei der täglichen Arbeit, bei der Pflege
ihrer Kinder, im traulichen Umgänge von ganz anderer Seite
kennen, als man sie ihnen vor dem Ausbruche des Krieges ge
schildert hatte.
Ein solcher Sieg gehört zu den grössten Triumphen, und wir
hoffen, dass unsere deutschen Kirchenlieder zwischen Deutschland
und dem wiedergefundenen Elsafs ein recht inniges Band der
wahren, göttlichen Liebe schlingen werden. Lauxmann.
177 Die Trompete von Bionville.
1. Sie haben Tod und Verderben gespie'n: Wir haben es nicht gelitten.
Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterie'», wir haben sie niedergeritten.
2. Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt, tief die Lanzen und
hoch die Fahnen, so haben wir sie zusammengesprengt — Kürassiere wir
und Ulanen.
3. Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt; wohl wichen sie unsern
Hieben, doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt, unser zweiter
Mann ist geblieben. ,
4. Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft, so lagen sie bleich auf
dem Rasen, in der Kraft, in der Jugend dahingerafft. — Nun, Trom
peter, zum Sammeln geblasen!
5. Und er nahm die Trompet', und er hauä)te hinein — da — die
mutig mit schmetterndem Grimme uns geführt in den herrlichen Kampf
hinein — der Trompete versagte die Stimme.
6. Nur ein klangloses Wimmern, ein Schrei voll Schmerz entquoll
dem metallenen Munde; eine Kugel hatte durchlöchert ihr Herz — um
die Toten klagte die Wunde!
7. Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein, um die Brüder,
die heut gefallen — um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein,
erhub sie gebrochenes Lallen.
8. Und nun kam die Nacht, und wir ritten hintan, rundum die Wacht
feuer lohten; die Rosse schnoben, der Regen rann — und wir dachten der
Toten, der Toten. Freiligrath.