Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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Unterthanen: „Ich mußte den Frieden durch schmerzliche Opfer 
erkaufen. Was Jahrhunderte und biedere Vorfahren, was Liebe und 
Vertrauen verbunden hatten, wird jetzt getrennt. Das Schicksal gebietet; 
ich scheide von euch, aber wie ein Vater scheidet von seinen Kindern. 
Euer Andenken wird nie aus meinem und der Meinigen Herzen vertilgt 
werden." Bräunlich. 
155. Gerechter Lohn. 
Als im letzten Kriege der Franzos nach Berlin kam, in die Residenz 
stadt des Königs von Preußen, da wurde unter anderm viel königliches 
Eigentum weggenommen und fortgeführt oder verkauft; denn der Krieg 
bringt nichts, er holt. Was noch so gut verborgen war, wurde entdeckt 
und manches davon zur Beute gemacht, doch nicht alles. Ein großer 
Vorrat von königlichem Bauholz blieb lange unverraten und unversehrt. 
Doch kam zuletzt noch ein Spitzbube von des Königs eignen Unterthanen, 
dachte, da ist ein gutes Trinkgeld zu verdienen, und zeigte dem französischen 
Kommandanten mit schmunzelnder Miene und spitzbübischen Augen an, 
was für eine schöne Menge von eichenen und tannenen Baumstämmen 
noch da und da beisammen liege, woraus manch Tausend Gulden zu 
lösen wäre. Aber der Kommandant gab schlechten Dank für die Ver 
räterei und sagte: „Laßt ihr die schönen Baumstämme nur liegen, wo 
sie sind. Man muß dem Feind nicht sein Notwendigstes nehmen; denn 
wenn euer König wieder ins Land kommt, so braucht er Holz zu neuen 
Galgen für so ehrliche Unterthanen, wie ihr einer seid." Hebel. 
156. Ein treuer Unterthan. 
Als die Franzosen im Jahre 1809 gegen Wien vordrangen, 
sollte ein Bauer der Führer einer Truppenabteilung werden. Mit 
ihr gedachte der Feind durch einen Nachtmarsch einen wichtigen 
Plan auszuführen. „Gott bewahre mich,“ sagte der Bauer, „das 
thu’ ich nimmermehr.“ Heftig drang der französische Offizier, 
der den Vortrab befehligte, in ihn. Aber der Bauer blieb bei 
seiner Weigerung. Der Offizier bestürmte ihn mit Versprechungen, 
er bot ihm einen vollen Beutel mit Gold an; alles vergebens. In 
zwischen langte der Hauptzug der Feinde an, und ihr General 
war sehr erzürnt, den Vortrab noch hier anzutreffen. Als er 
erfuhr, dass der einzige des Weges kundige Mann sich durchaus 
nicht bewegen lasse, ihr Wegweiser zu sein, liess er den Bauer 
vorführen. „Entweder,“ rief er ihm zu, „du zeigest uns den rechten 
Weg, oder ich lasse dich erschienen!“ — „Ganz gut!“ erwiderte 
der Bauer, „so sterbe ich als rechtschaffener Unterthan und brauche 
nicht Landesverräter zu werden.“ Da bot ihm der erstaunte 
General die Hand und sprach: „Geh heim, wackerer Mann, wir 
wollen uns ohne Führer behelfen.“ Petiscus. 
157. Hofers Tod. 
1. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war, zu Mantua zum Tode 
führt ihn der Feinde Schar; es blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, 
ach, in Schmach und Schmerz, mit ihm das Land Tirol. 
Deutsches Lesebuch. Ausgabe C. V. Teil. 
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