Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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schlossener war als ich, kam aus Besorgnis um mich von freien 
Stücken hinter uns her. 
Der Husar drängte sich in der Halle hastig voran, ging, ohne 
sich umzusehen, an der Sakristei und dem Altar vorüber und 
schritt, so schnell es sein Alter erlaubte, klirr! klirr! die Chor 
treppe hinauf. Hier setzte er sich, Atem schöpfend, auf eine 
Bank und rief mir gebieterisch zu: „Mach er die Orgel auf und 
geb er mir ein Gesangbuch!“ — Ich that augenblicklich, was er 
verlangte; meine Frau musste die Bälge ziehen, der Husar 
hatte ein Lied aufgeschlagen und sagte nun in einem weit milderen 
Tone: »Wie schön leuchtet der Morgenstern! Spiel er das, 
lieber Alter; aber so recht fein und ordentlich, er versteht mich 
wohl!“ — 
ich spielte mit Herzenslust, und nach geendetem Vorspiel fiel 
der Husar mit seiner tiefen Bassstimme ein; meine Frau hinter 
der Orgel und ich thaten ein Gleiches Mein Herz wurde so 
mutig, dass ich mich oft nach meinem Zuhörer umschaute und ihm 
ganz dreist in das Gesicht sah. Er sang mit grosser Andacht, 
hatte die Hände gefaltet, und die hellen Thränen fielen über den 
eisgrauen Knebelbart auf das Buch hinab. Jetzt war das Lied 
beendet; ich ging auf ihn zu; er schüttelte mir recht treuherzig 
die Hand und sprach: „Grossen Dank, Herr Kantor! Wo ist der 
Gotteskasten?“ — 
Mein früherer Argwohn, dass es auf Plünderung abgesehen 
sei, war nun gänzlich verschwunden. Ich holte unsere Armen 
büchse, und der Husar warf ein Achtgroschenstück hinein. »Wir 
beide aber, wir teilen den Rest,“ sagte er dann, indem er noch 
zwei Achtgroschenstücke aus der Tasche zog, „da nehm er das 
eine für seine Mühe!“ Ich schlug es aus; aber er war so unge 
stüm, dass ich es schlechterdings nehmen musste. „Nehm er, nehm 
er,“ sprach er, „es klebt kein Blut daran!“ — Jetzt verliess er 
das Gotteshaus, und wir begleiteten ihn. Sowohl meine Frau als 
ich waren unglaublich bewegt; ich konnte mich aber nicht ent 
halten, unsern wunderbaren Gast auf dem Kirchhofe zu fragen, 
wie ihm denn der Gedanke gekommen sei, hier seine Morgen 
andacht zu halten. 
„Das will ich euch wohl sagen, ihr lieben Leute,“ antwortete 
er, indem er uns beide bei der Hand nahm. „Gestern Abend sollte 
ein verlorener Posten aufgestellt werden, um mitten unter den 
herumschweifenden Patrouillen den Feind auf einem gewissen 
Punkte zu beobachten. Jeder von uns wusste, was die Sache auf 
sich hatte; — wir sind seit einigen Wochen brav daran gewesen. 
— Unser Rittmeister fragte nach Freiwilligen; niemand bezeugte 
Lust. Endlich ritt ich fort, und meine drei Jungens konnten ja 
wohl den alten Vater nicht allein lassen. — Er braucht es nicht 
zu wissen, guter Freund, wie wir es anfingen; — genug, wir 
schlichen uns durch und hielten die ganze Nacht auf einer buschigen 
Anhöhe. Links und rechts blitzte es um uns her; wir sahen bald 
hier, bald dort feindliche Mannschaften. Nicht meinetwegen —
	        
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