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volle Schlacht entschieden: in wilder Flucht eilte die feindliche Armee davon;
ganze Haufen, zusammen wohl 20000 an der Zahl, ergaben sich als
Gefangene.
Es war einer der glorreichsten Siege, von welchen die Weltgeschichte
erzählt, ein Sieg des überlegenen Scharfsinns und der begeisterten Hin
gebung über die scheinbar furchtbarste Übermacht. Noch auf dem Schlacht
felde belohnte der König seinen thätigen Helfer in der Schlacht, den
Prinzen Moritz von Dessau, indem er ihn zum Feldmarschall erhob. „Ich
gratuliere Ihnen zur gewonnenen Bataille, Herr Feldmarschall," sagte er
zum Prinzen. Dieser, noch halb beschäftigt, achtete nicht auf den letzten
Teil der Anrede. Friedrich aber wiederholte mit erhobener Stimme:
„Hören Sie nicht, daß ich Ihnen gratuliere, „Herr Feldmarschall?"
Erst jetzt verstand der tapfere Prinz, daß ihm der König seine Beförde
rung anzeigen wollte, und bedankte sich.
Ein alter General stattete dem Könige seine Glückwünsche über den
errungenen Sieg ab. „Das," erwiderte der König, „hat ein Höherer
gethan." — „Ja," sagte der General, „und Ew. Majestät vortreffliche
Anordnungen." — „Ach, was will er mit seinen Anordnungen — na —
es kommt wohl eins zum andern."
Auch die brave Armee übertrug die Ehre und den Dank des Sieges
auf den Höchsten; am Abend stimmte ein alter Grenadier inmitten des
Schlachtfeldes das Lied an: „Nun danket alle Gott," und sogleich fiel
die ganze Armee mit Begleitung der ganzen Feldmusik in den schönen
Lobgesang ein. Wie aus einem Munde erscholl es:
„Nun danket alle Gott
mit Herzen, Mund und Händen,
der große Dinge thut
hier und an allen Enden."
Ein erhebender Augenblick, bei dunkler Nacht, unter Tausenden von
Leichen!
Das ganze preußische Volk nahm bald an der schönen Siegesfreude
teil und stimmte begeistert gleichen Lobgesang an. Zugleich sang man:
„Es lebe durch des Höchsten Gnade
der König, der uns schützen kann,
so schlägt er mit der Wachtparade
noch einmal achtzigtausend Mann."
142. Der Choral von Leuthen.
1. Gesiegt hat Friedrichs kleine Schar. Rasch über Berg und Thal
von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl.
Die Preußen stehn auf Leuthens Feld, das heiß noch von der Schlacht;
des Tages Schreckenswerke rings umschleiert mild die Nacht.
2. Doch dunkel ist's hier unten nur, am Himmel Licht an Licht,
die goldnen Sterne ziehn herauf wie Sand am Meer so dicht;
sie strahlen so besonders heut, so festlich hehr ihr Lauf;
es ist, als wollten sagen sie: „Ihr Sieger, blicket auf!"
3. Und nicht umsonst! Der Preuße fühlt's: es war ein großer Tag.
Drum still im Lager ist's, nicht Jubel noch Gelag,
so still, so ernst die Krieger all', kein Lachen und kein Spott —
auf einmal tönt es durch die Nacht: Nun danket alle Gott!