Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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euch nicht vor dem Munde wegnehmen, lieber sollt ihr meine Gäste sein." 
Sie lachten und meinten, er treibe seinen Spaß mit ihnen. Er aber 
stellte sein hölzernes Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen, 
deck dich!" Augenblicklich war es mit Speisen besetzt, so gut, wie sie 
der Wirt nicht hätte Herheischaffen können, und wovon der Geruch den 
Gästen lieblich in die Nase stieg. „Zugegriffen, liebe Freunde!" sprach 
der Schreiner; und die Gäste, als sie sahen, wie es gemeint war, ließen 
sich nicht zweimal bitten, rückten heran, zogen ihre Messer und griffen 
tapfer zu. Und was sie am meisten verwunderte, wenn eine Schüssel 
leer geworden war, so stellte sich gleich von selbst eine volle an ihren 
Platz. Der Wirt stand in einer Ecke und sah dem Dinge zu, wußte 
gar nicht, was er sagen sollte, dachte aber: „Einen solchen Koch könntest 
du in deiner Wirtschaft wohl brauchen." Der Schreiner und seine Ge 
sellschaft waren lustig bis in die späte Nacht. Endlich aber legten sie sich 
schlafen, und der junge Geselle ging auch zu Bett und stellte sein Wünsch 
tischchen an die Wand. Dem Wirte aber ließen seine Gedanken keine 
Ruhe; es fiel ihm ein, daß in seiner Rumpelkammer ein altes Tischchen 
stünde, das gerade so aussähe. Das holte er ganz sachte herbei und ver 
tauschte es mit dem Wünschtischchen. Am andern Morgen zahlte der 
Schreiner sein Schlafgeld, packte sein Tischchen auf, dachte gar nicht 
daran, daß er ein falsches hätte, und ging seiner Wege. Zu Mittag kam 
er bei seinem Vater an, der ihn mit großer Freude empfing. „Nun, 
mein lieber Sohn, was hast du gelernt?" sagte er zu ihm. „Vater, ich 
bin ein Schreiner geworden." — „Ein gutes Handwerk," erwiderte der 
Alte, „aber was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?" — „Vater, 
das beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen." Der Schneider 
betrachtete es und sagte: „Daran hast du kein Meisterstück gemacht, das 
ist ein altes und schlechtes Tischchen." — „Aber es ist ein Tischchen deck 
dich," antwortete der Sohn, „wenn ich es hinstelle und sage ihm, es 
solle sich decken, so stehen gleich die schönsten Gerichte darauf und ein 
Wein dabei, der das Herz erfreut. Ladet nur alle Verwandte und 
Freunde ein, die sollen sich einmal laben und erquicken; denn das Tischchen 
macht alle satt." Als die Gesellschaft beisammen war, stellte er sein 
Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen, deck dich!" Aber 
das Tischchen regte sich nicht und blieb so leer wie ein anderer Tisch, 
der die Sprache nicht versteht. Da merkte der arme Geselle, daß ihm 
das Tischchen vertauscht war, schämte sich, daß er wie ein Lügner dastand, 
und die Verwandten lachten ihn aus und mußten angetrunken und un 
gegessen wieder heim wandern. Der Vater holte seine Lappen wieder 
herbei und schneiderte fort, der Sohn aber mußte bei einem Meister in 
die Arbeit gehen. 
Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und bei ihm in 
die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister: 
„Weil du dich so wohl gehalten hast, so schenke ich dir einen Esel von 
einer besonderen Art; er zieht nicht am Wagen und trägt auch keine 
Säcke." — „Wozu ist er denn nütze?" fragte der junge Geselle. „Er speit 
Gold," antwortete der Müller; „wenn du ihn auf ein Tuch stellst und 
sprichst: „Bricklebrit!" so speit dir das gute Tier Goldstücke aus." „Das 
ist eine schöne Sacke," sprach der Geselle, dankte dem Meister und zog
	        
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