Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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stengel und Kräuter ab und sinken zu Boden. Das gute Land mehrt sich 
und wird bald mächtig genug, um hochaufsprossende Bäume zu nähren. 
Diese fahren dann wieder fort, durch abgeworfene Zweige, Rindenschuppen, 
Blüten und Laub frische Walderde für künftige Pflanzengeschlechter zu 
bilden. In Wäldern, in denen der Mensch nicht in das stille Leben der 
Gewächse mit eingreift, sinken auch schließlich die alten Bäume unter der 
Last ihrer Jahre zusammen, und die gewaltigen Stämme samt dem Ge 
zweig werden zu Mulm und zu fruchtbarer Erde. 
III. 
Wie alles sich zum Ganzen webt, 
eins in dem andern wirkt und lebt. 
Vom Laubwerk des Waldes ernähren sich zahlreiche Schmetterlings 
raupen, Blattwespen, Gallwespen, die ihrerseits wieder dem Heer be 
fiederter Waldsänger zur Speise werden. Von Laubknospen und Laub 
zehren ebenfalls die Waldhühner (Auerhahn, Birkhuhn) und das Rotwild 
(Reh, Hirsch); Rinde, Bast und Holz der Bäume bieten Käfern und Holz 
wespen Obdach und Nahrung. Ihnen stellen die Spechte und andere 
Baumläufer nach. Von den Nüssen und Eicheln zehren Häher, Krähen 
vögel, Eichhörnchen und Mäuse. Die Raubvögel, sowie Füchse, Marder 
und Wildkatzen halten strenge, polizeiliche Aufsicht über das pflanzen 
fressende Getier, so daß seiner nicht mehr wird, als für das Bestehen 
des Ganzen gut ist. Raubkäfer, Schlupfwespen, Libellen, Spinnen und 
Fledermäuse führen einen ähnlichen Krieg gegen die übrigen Glieder der 
Jnsektenwelt. Vermehrt sich irgend eine Tierart im Übermaße, so zeigt 
sich auch sofort der Nachteil. Es währt aber auch nicht lange, so sind 
die Feinde derselben auch zahlreicher geworden, da ihnen ja Nahrung 
genug geboten ist. Sie stellen das Gleichgewicht bald wieder her. — 
Die größeren Raubtiere hat der Mensch ausgerottet. Die Waldungen 
unseres Vaterlandes bergen weder Bären, noch Wölfe oder Luchse. Nur 
in höchst seltenen Fällen wandert aus der Nachbarschaft einmal ein solcher 
Geselle zu. Sein Besuch hat aber nie lange Dauer. Der Jäger muß 
deshalb die Aufsicht über den Wildstand übernehmen; er liefert jetzt 
unserer Küche den Wildbraten, der ehemals von den Raubtieren verzehrt 
wurde. Die Hirsche sind meistenteils aus den Waldungen des flachen 
Landes vertilgt, nur im Gebirge schont man sie noch. Wildschweine 
(Schwarzwild) finden sich fast nur noch in Gehegen. So wird der Wald 
selbst fast schon zum Tiergarten, wie andererseits der Förster die Wildnis 
in den Forst verwandelt hat. Windbrüche werden beseitigt, Waldblößen 
besät und bepflanzt. Das sorgsame Auge des Forstverständigen erforscht 
für jede Baumart diejenigen Stellen, auf welchen sie am besten gedeiht. 
Baumschulen werden angelegt, junge Aussaaten geschützt, zu dicht stehende 
Schläge gelichtet und das ganze Waldgebiet in regelmäßige Bezirke 
(Reviere) abgeteilt. Jedes Jahr liefert dann sichere Ausbeute an Busch 
holz, Brennholz und Nutzholz. 
IV. 
O Gott, du frommer Gott! 
Du Brunnquell aller Gaben, 
ohn' den nichts ist, was ist, 
von dem wir alles haben!
	        
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