Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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Schöffen, an den nächsten Baum gehängt. Gelindere Strafen 
waren Landesverweisung und Geldbusse. 
Erschien der Angeklagte auf die erste Vorladung nicht, so 
wurde die Vorladung noch zweimal wiederholt; stellte er sich 
auch dann nicht, so galt er als schuldig und ward „verfemt“. 
Dann wurde der Name des Verurteilten in das Blutbuch ge 
schrieben, und der also Verfemte von allen Wissenden verfolgt. 
Keiner von ihnen durfte das Urteil verraten, aber jeder hatte die 
Pflicht, es zu vollstrecken. Wo er des Verfemten habhaft werden 
konnte, zu Hause oder auf der Strasse, da stiess er ihn nieder 
oder hängte ihn. Zum Zeichen, dass der Getötete durch die heilige 
Feme gefallen, liess man ihm alles, was er hatte, und steckte ein 
Messer neben ihm in die Erde. 
Später entartete die Feme. Viele Schuldlose wurden von 
ihren Feinden aus Bosheit und Bache fälschlich angeklagt und 
durch die Femrichter verurteilt. Ja, mancher Unglückliche wurde 
sogar ohne Untersuchung gerichtet und aufgeknüpft. Da sanken 
die Femgerichte in ihrer Achtung und wurden allgemein verhasst. 
Deshalb wurden die Sitzungen nachts in dunklen Wäldern und 
verborgenen Höhlen abgehalten, wobei die Bichter als Vermummte 
erschienen. Als aber die Fürsten und Städte endlich bessere 
Bechtspflege und Gerichtsbarkeit einführten, da verschwanden die 
unheimlichen Femgerichte. Das letzte wurde im Jahre 1568 in Celle 
abgehalten. 
104. Die Torfmoore. 
Im Nordwesten von Hannover, zu beiden Seiten der Ems, dehnen 
sich gewaltige Torfmoore aus, von denen das Bourtanger Moor das be 
deutendste ist. Viele Meilen weit ist hier der Boden mit Torf und Moor- 
bedeckt; man sieht weder Baum noch Strauch, weder Tier noch Mensch. 
Eine unheimliche Stille umgibt uns. Nur selten trifft man eine kleine 
Herde grasender Heidschnucken. Im Frühlinge aber erscheinen bie an 
wohnenden Bauern, mit breiten Brettern an den Füßen, um nicht einzu 
sinken, und stecken große, durch Gräben abgegrenzte Torfflächen in Brand. 
Dichter Qualm verfinstert dann den Gesichtskreis. Das ist der Höhenrauch, 
dessen Dunst zuweilen bis zu den Alpen und der Weichsel getrieben wird. 
In die Asche sät der Bauer später Buchweizen; aber nur in den ersten 
3—4 Jahren ist der Boden ertragsfähig, dann sinkt er wieder in seinen 
Urzustand zurück. In anderen Gegenden sucht man das Moor dadurch 
fruchtbar zu machen, daß man den Torf absticht, den darunterliegenden 
Boden reichlich düngt und mit fruchtbarer Erde vermischt. Zu diesem 
Zwecke wird zunächst ein Kanal gegraben, der hier die Fahrstraße vertritt, 
und auf welchem dann in Kähnen der Torf fort- und die Erde herbeige 
schafft wird. Die einzelnen Strecken zur Seite des Kanals werden ver 
pachtet. Ein solcher Pächter heißt Fehntjer. Er baut sich auf seinem 
Moorstiick zuerst eine Hütte ans Torfboden. Dann zieht er Entwässe 
rungsgräben, damit der Torf trocken und zum Ausstechen reif werde. 
Wo er diesen entfernt hat, legt er sich zunächst ein Gärtchen an, das er 
mit Kanalschlamm und Mergel düngt und jedes Jahr größer macht.
	        
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