Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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5. Bei einer kühlen Quelle, 
da macht' er endlich Halt; 
gezieret war die Stelle 
mit Blnmen mannigfalt. 
Hier dacht' er, sich zn legen 
zn einem Mittagsschlaf, 
da ranscht' es in den Hägen, 
nnd stand vor ihm der Graf. 
6. Da hnb er an zn schelten: 
„Treff' ich den Nachbar hie? 
Zn Hanse weilt er selten, 
zn Hofe kommt er nie. 
Man mnß im Walde streifen, 
wenn man ihn sahen will, 
man mnß ihn tapfer greifen, 
sonst hält er nirgends still." 
7. Als drauf ohn' alle Fährde 
der Graf sich niederließ, 
und neben in die Erde 
die Jägerstange stieß, 
da griff mit beiden Händen 
der Kaiser nach dem Schaft: 
„Den Spieß muß ich mir 
pfänden, 
ich nehm' ihn mir zur Haft. 
8. Der Spieß ist mir verfangen, 
des ich so lang' begehrt, 
du sollst dafür empfangen 
hier dies mein bestes Pferd. 
Nicht schweifen im Gewälde 
darf mir ein solcher Mann, 
der mir zu Hof und Felde 
viel besser dienen kann." 
96. De 
1. „Was hör' ich draußen vor dem Thor, 
was auf der Brücke schallen? 
Laßt den Gesang vor unserm Ohr 
im Saale widerhallen? 
Der König sprach's, der Page lief; 
der Knabe kam, der König rief: 
„Laßt mir herein den Alten!" 
9. „Herr Kaiser, wollt vergeben! 
Ihr macht das Herz mir schwer. 
Laßt mir mein freies Leben 
und laßt mir meinen Speer! 
Ein Pferd hab' ich schon eigen, 
für enres sag' ich Dank! 
Zu Rosse will ich steigen, 
bin ich 'mal alt und krank." 
10. „Mit dir ist nicht zu streiten, 
du bist mir allzu stolz. 
Doch führst du an der Seiten 
ein Trinkgefäß von Holz; 
nun macht die Jagd mich 
dürsten, 
drum thu' mir das, Gesell, 
und gib mir eins zu bürsten 
aus diesem Wasserquell." 
11. Der Graf hat sich erhoben, 
er schwenkt den Becher klar, 
er füllt ihn an bis oben, 
hält ihn dem Kaiser dar. 
Der schlürft mit vollen Zügen 
den kühlen Trank hinein 
und zeigt ein solch' Vergnügen, 
als wär's der beste Wein. 
12. Dann faßt der schlaue Zecher 
den Grafen bei der Hand: 
„Du schwenktest mir den Becher 
und fülltest ihn zum Rand, 
du hieltest mir zum Munde 
das labende Getränk, 
du bist von dieser Stunde 
des deutschen Reiches Schenk!" 
Uhland. 
Sänger. 
2. „Gegrüßet seid mir, edle Herrn, 
gegrüßt ihr, schöne Damen! 
Welch reicher Himmel! Stern bei Stern! 
Wer kennet ihre Namen! 
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit 
schließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit, 
sich staunend zu ergötzen!
	        
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