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Recitativ.
M a r i a.
Auch Petrus du? du Fels, auf den er bau'te?
Dem der Gemeine Schutz er anvertraute?
So schwindet Alles hin, nichts kann bestehen?
Nur Du Gott bleibst, o laß Dein Heil uns sehen!
Chor der Freunde und Freundinnen Jesu.
Der du mit Allgewalt
Ueber dem Erdkreis thronst,
Und der Sterblichen Trachten
Leitest nach deinem Rath,
Wende dich zum Bedrängten,
Den auch sein Freund verräth;
Nimmer hat der Gerechte
Deiner vergeblich geharret.
Recitativ.
Johannes.
Die Pforten des Palastes thun sich auf
Und tiefer Ernst ruht auf der Stirn der Sieb'nzig.
^ Der dort mit stummem Grimm den weiten Talar,
Schwarz wie sein Herz, um seine Lenden schlägt,
Das — ach — ist Kaiphas, der Hohepriester.
Doch Joseph, Gottes Freund und unseres Herrn,
Nimmt an des Hohenpriesters Seite Platz;
Und jener dort, der edle Nicodemus —
Ihr willigt nimmermehr in ihren Blutrath;
Und, o wie heiter in der Unschuld Glanz
Steht vor den Schranken unser Jesus da. —
Sie fühlen reines Herzens Uebermacht;
Am Boden ist gefesselt jeder Blick,
Und Alles still, und Keiner wagt zu sprechen.
Wer ist der Greis dort nn't gebeugtem Haupt,
Der zitternd an die Brust die Arme drückt
Und jetzt den Flammenblick zum Himmel sendet?
Ihm winket Kaiphas, vas Wort zu nehmen:
Mit Müh' erhebt er sich! Jetzt öffnet er die Lippen.
Philo.
Laßt mit heiligem Erbeben
Uns das Herz zum Herrn erheben.
Der uns hier versammelt hat;