merklich stiller. Schon hat sich der Wind gedreht. Vielleicht
brachte er den Whiskyköpfen mit ungefüllten Getreidespeichern
Abkühlung und Einsehen mit. Die Zukunft wird es lehren;
für uns ist die Hauptsache, daß wir abwarten können. —
Infolge der Verkehrsbeschränkung richtete man aus allen
Volkskreisen an mich die Frage, ob man nicht die über-
seeischen Materialien, Gummi, Nickel, Kupfer, Benzin, Oele
usw. entbehren, d. h. durch inländische Produkte oder durch
Erfindungen und geistvolle Konstruktionen ersetzen könne,
da doch der Deutsche ein so hoch gepriesener, überall auf der
Erde an erster Stelle stehender Ingenieur sei! Hierauf
möchte ich gerne heute in diesem größeren Kreise die Ant-
wort erteilen. Zum klaren Verstehen muß ich allerdings et-
was weiter ausholen. —
Rad ist ein recht allgemeiner Begriff. Wer erinnert sich
micht aus seiner frühesten Kindheit, wenn aus fried-
voller Waldeinsamkeit . plötzlich eine Mühle auftauchte,
die, durch ein großes Wasserrad getrieben, entweder Ge-
treide zu Mehl verwandelte, oder als Sägemühle den Wald-
bestand in formgerechtes Nutzholz versetzte, oder den fern
vom Bahnverkehr gepflanzten Oelsamen als gerngesehenen
Küchenvorrat ablieferte. Heute finden wir die kraftspen-
denden Räder in den stolzen Dampfmühlen an unseren natür-
lichen. und . künstlichen Wasserstraßen, wo sie das
Wachstum ganzer Provinzen des Inlandes und von Uebersee
zu. Mehl verarbeiten. In jeder Turm- und in; jeder
Taschenuhr herrscht das Rad ebenso ‘wie in unserem
Elektrizitätswerk, in der Windmühle, in allen Druckereien,
in Näh- und Waschmaschinen, kurzum in allen
Betrieben und Werkstätten, wo immer sich ein wirt-
schaftliches Leben entfaltet. Seine eigenartige Form als Ma-
schinenteil, das vermöge seiner Anpassungsfähigkeit bald be-
stimmt ist, Kräfte. der Natur zu gewinnen, bald dieselben
lahmzulegen, zu bremsen, bald Materialien zu verkleinern,
zu zerstäuben, bald wieder sie zu großen Klumpen mit un-
geheuren Gewichten zu vereinigen, zu verschmieden, zu ver-
walzen, zu vernieten, zu mischen, überall muß man das Rad
um. seine Unterstützung bitten. Unsere chemische Industrie
ist ebenso abhängig wie die Landwirtschaft, der Gelehrte
mit seinen Apparaten, welcher Art sie auch seien. Wo immer
der Mensch den Geschehnissen dieser Erde seinen eisernen
Willen aufdrückt, da wird er Sklave des Rades.