Militärverwaltung. Auch hier hat Heinrich Kleyer grund-
legend und epochemachend gewirkt. Denn er war es, der bei
einem Vortrage in der ihm zur Verfügung gestellten Zentral-
Turnanstalt in Berlin die Vorteile und Vorzüge des Rades
für den militärischen Dienst so anschaulich und packend zu
schildern und zu belegen wußte, daß die preußische Militär-
verwaltung trotz anfänglichen Widerstrebens einen Versuch
mit dem neuen Fahrzeug zu machen beschloß. Es gelang
Heinrich Kleyer, der in Frankfurt a. M. 75 Unteroffiziere im
Radfahren auszubilden hatte, bald, auch auf diesem Gebiete
die Ueberzeugung von der Zweckdienlichkeit des Rades immer
weiter in die amtlichen Kreise zu tragen und sogar die Ver-
sorgung der deutschen Festungen mit Zwei- und Dreirädern
schließlich übertragen zu erhalten... Es ist natürlich klar, daß
dieser Vorgang der Einbürgerung des Fahrrades mächtigen
Vorschub leistete, vor allem aber auch dem Kleyerschen Fa-
brikat und seinem Absatz zugute kam.
Die Eigenfabrikation in der Gutleutstraße nahm bald einen
Umfang an,. dem gegenüber sich die Räume als zu klein er-
wiesen. Und nun hielt Heinrich Kleyer die Zeit für gekom-
men, zu dem Bau einer für die Fahrradfabrikation eigens her-
gerichteten Fabrikanlage zu schreiten. Er sah den Aufschwung
des Fahrradwesens voraus. Der Bau wurde im Jahre 1887 auf
einem 18000 Quadratmeter großen Gelände in der Höchster
Straße begonnen und in der zweckmäßigsten, auch heute kaum
übertroffenen Weise angelegt.
Von nun an’ verging fast kein Jahr, in dem es nicht zur
Erhöhung der Herstellungsmengen und zur Vergrößerung der
Betriebsräumlichkeiten kam. Es war die Zeit der Fahrrad-
Hochkonjunktur ohnegleichen, die insbesondere den Kleyer-
schen „Adler“-Rädern zugute kam. Schon im Jahre 1898
konnte man die Herstellung des 100 000sten Adler-Rades fest-
lich begehen. Bei dieser. Feier, an der die Staats- und städti-
schen Behörden und die Industrie teilnahmen, ‘hielt der hoch-
verdiente Oberbürgermeister vom Frankfurt a. M. Dr. Adickes.
die Festrede und nannte Heinrich Kleyer mit Recht den Pionier
der deutschen Fahrrad-Industrie.
Durch die Aufnahme des Fahrrades seitens der besseren und
allerersten Kreise stellte sich das Verlangen nach einer bei
jeder Witterung benutzbaren Fahrbahn zum Zwecke des KEr-
lernens des Radfahrens als immer dringender ‚heraus. Man
beschloß daher die Errichtung eines Velodroms an der Gutleut-
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