Die Christkindgestalt des Odenwaldes trägt ebenfalls westliche vor 40
christliche Züge an sich. Immer ist sie eine Frau oder tritt wenigstens in
Frauenkleidern auf. Dies trifft so allgemein zu, daß keine Belegkarte darüber
zu Zeichnen war. Nicht immer wird die Gestalt "Christenkind" genannt. Wir treffen 41
vereinzelt. die Bezeichnung Hullefrau . Sicher ist das mit dem Christkind oder
auch allein auftretende Mehlweibchen eine alte Form der Gestalt. Die Stoppelgans
wieder dürfte auf Beziehungen zwischen Christkind und Frau Halle, bez. Vogelgestalt.
deuten, zugleich aber ist die Stoppelgans durch das Einhüllen in ein Leintuch oder
In ein Nachthemd derart unbehilfikch, daß sie hinfallen muß und nicht mehr allein
aufstehen Kann. Dies nähert die Stopnelgans dem Gebaren der alten Nickelsgeskalt
die beim Eintreten in die Stube hinfällt und nicht allein aufsteht.
L6 Ist verständlich, daß die Christkindestalt heute mit. Außerlichen christl.
Zügen behafteh ist. Des ein werbliches Christkind nicht.geben kann, muß man aus der
hichlen Frauengesfalt- des Volkes einen Engel machen , der statt Brautkranz eine goldne 42
Pappkrone trägt und Flügel besitzt. Alt ist die Verwendung des früher farbigen Ge-
sichtsschleiers ‚der wieder an die Stelle einer noch älteren Haar-, Fachs- oder hWerg- 43
periche getreten ist, durch die Kopf. und Gesicht völlig verfällt werden, - Eine Flachs-
perücke trägt aber auch die nordische Lussi Das Christkind kündigt sein kommen 44
durch Schellen oder hell peipsende Laute (Witt-witk. bik-biiit usw.) an. Früher war
es der Lichtbringer (heute noch vereinzelt. in Waldmichelbach! ) Daraus wurde es zum 45
Bringer des Lichterbaumes . Die Heimat des Christhündes ist heute der Himmel es 46
Wird herabgelatıpak oder läßt sich am seivenen,goldhen Faden (Spimnerin-Kalle!) herum-
ter. Früher kam es aus den Wald (heute in Asbach noch aus dem "Wllfrauhaus "D.
Christkind und Nickel kamen früher sellen allein. Ihre Begleiter waren -
sehen wir einmal von den christl. Umbildungen ab- der Hille boaz, Eoltrbaoz, Himmel- 49