Full text: Festschrift zum 150. Jubiläum des Staatlichen Friedrichsgymnasiums zu Kassel

die Tausendjahrfeier der Stadt im Jahre 1913. Besonders die Wettspiele 
um das von der Stadt gestiftete Banner reizten von jetzt ab zu größerer An 
strengung. Die immer wachsende Zahl turnerisch ausgebildeter Lehrer und der 
Zusammenschluß der Fachlehrer aller höheren Schulen wirkten weiter fördernd 
auf die Entwicklung der Turnspiele und des Sports. Eine große Bedeutung für 
die Entwicklung von Spiel und Sport gewann das Jahr 1907. Nachdem schon 
mehrfach von einem Lehrer der Anstalt bei der Königlichen Regierung der 
Versuch, die Erlaubnis zur Benutzung der Karlswiefe (Bowlinggreen) für 
Jugendspiele zu erhalten, gemacht, aber immer an dem widerstand des da 
maligen Dezernenten, des Regierungsrats Rosenblatt, gescheitert war, dem 
anscheinend die weidende Hammelherde der Kasseler Metzgergilde ein er 
freulicherer Anblick war als die spielende Jugend, gelang es jetzt endlich dem 
Provinzialschulrat Baier, mit dieser Forderung durchzudringen, und fünfzehn 
Jahre lang hat sich von da ab die Jugend auf diesem Platz tummeln dürfen, 
wenn auch im Laufe des Krieges mehr als die Hälfte der wiese zu Küchen 
gärten an weniger bemittelte Bürger abgegeben wurde. Auf diesem idealen 
Sportplatz wurden die Wettkämpfe bei der Tausendjahrfeier der Stadt im 
Jahre 1913 ausgefochten. — Außerdem wurde im Jahre 1907 der Ruderverein 
der Anstalt gegründet. Der Minister schenkte aus Staatsmitteln das erste Boot. 
Auf dem rechten Fuldaufer wurde ein bescheidenes Bootshaus von den 
Schülern selbst erbaut. Freunde der guten Sache stifteten dann die nötigen 
Gelder, um weitere Boote anzukaufen, und bald sah man stolze Zweier und 
Vierer unter der rot-weißen Flagge auf der weiten Fläche der Fulda ihre 
ersten Probefahrten machen. Daß der Verein sich diese Farben wählte, lag 
nahe. Seit j$0) hatten die Primaner ihre Mützen in den hessischen Farben 
rot-weiß getragen, und diese Farben waren sozusagen das Wahrzeichen des 
Gymnasiums geworden. 
Endlich wurde noch im Winter dieses Jahres im Schloßhotel in Wilhelms 
höhe der wintersportverein gegründet, der es übernahm, das neuentstehende 
Sportleben in geordnete Bahnen zu lenken. Dadurch, daß ein Lehrer des 
Friedrichsgymnasiums an die Spitze trat und länger als zwölf Jahre die 
Leitung in der Hand hatte, war es möglich, die Interessen der höheren 
Schulen in besonderem Maße zu wahren. Unter den mehr als zweitausend 
Mitgliedern, die bald dem Verein beitraten, waren bei weitem die meisten 
Schüler und Schülerinnen der höheren Lehranstalten. Durch freundliches Ent 
gegenkommen der Schloßverwaltung wurden einige Parkwege für den Rodel 
sport freigegeben, und es entwickelte sich hier bald ein ungeahntes munteres 
Treiben. Der Verein baute sich außerdem eine eigene Balm im Druseltal, 
auf der mehrfach Wettfahrten veranstaltet wurden. Zur Hebung des Schlitt- 
schuhlaufs wurde der Schloßteich in Pacht genommen. In besonderen Kursen 
wurden Schneeschuhläufer ausgebildet. Bei allen diesen Veranstaltungen
	        
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