die Iahrespensen zu erledigen und die Rlaffenziele zu erreichen. Da hieß es
intensiver arbeiten, was bei den kleinen Rlaffen leichter möglich war, und hie
und da Abstriche und Rürzungen des Stoffes vornehmen. — Die Landwirtschaft
war es außerdem nicht allein, die die Schüler in Anspruch nahm, Heute kam
die Post und morgen die Eisenbahn und verlangte Hilfskräfte zum Ein
und Ausladen. Dann wieder erbat das Rote Rreuz iS Radfahrer für seine
Dienste. In der Reichswollwoche sollten 35 Schüler beim Einsammeln von
Rleidungsstücken, Teppichen und Wolldecken helfen, beim Goldsammeln 16.
Andere wurden auf den Schießplatz zum Patronensuchen kommandiert, von
wieder anderen wurden gebrechlichen Leuten und armen Witwen die Rohlen
auf Handwagen zugeführt und in den Reller geschafft. — Im Jahre 1017
wurde festgestellt, daß die Mehrzahl der Schüler der oberen Rlaffen dreizehn
bis vierzehn Wochen den Unterricht versäumt hatte. — Aber außer diesen
Beurlaubungen zu Notstandsarbeiten gab es auch sonst noch Störungen
mancherlei Art. So mußte, als im letzten Rriegsjahr die Rohlen so spärlich
einliefen, daß die Schulräume nicht mehr geheizt werden konnten, der Unter
richt fast zwei volle Monate ausgesetzt werden. Siebzig unserer Schüler waren
ferner in die Reichsjugendwehr eingetreten und mußten oft zu weiten Tages
märschen und nächtlichen Übungen antreten. Als das Futter für die Pferde
knapp wurde, zog die ganze Schule tagelang hinaus in die Wälder, um
unter Führung von Forstbeamten grünes Laub zu sammeln, das in Papier
säcke verpackt, auf Lastautos verladen und zum Dörren in eine Fabrik an der
Leipziger Straße abgefahren wurde. Auf einer Dampfdarre getrocknet,
wurde das Laub dann in einer Mühle bei Altmorschen zermahlen und zu
Rüchen geformt. Ulan hoffte, auf diese weise einen Ersatz für das fehlende
Heu gefunden zu haben, doch die Pferde waren, wie man hörte, anderer
Uleinung. Außerdem erlebten wir den Rümmer, daß ein beträchtlicher Teil
unserer mühsam gesammelten Schätze mit der genannten Ulühle in Flammen
aufging. — In dem Bucheckernjahre 1916 wurden vom 15. Oktober ab
wochenlang im ganzen Habichtswalde Bucheln gelesen, um dem empfind
lichen Fettmangel abzuhelfen. Teils wurden die Buchen abgeklopft und die
Früchte in ausgebreiteten Bettüchern und Decken aufgefangen, teils kroch
alt und jung am Boden, um die von selbst abgefallenen Eckern einzeln auf
zulesen. Brachte auch eine Rlaffe höchstens ein Rilogramm für den Ropf
heim, so summierten sich doch allmählich die Erträge zu vielen Zentnern. Daß
auch dem Sammler ein Prozentsatz des gewonnenen Öles zufiel, erhöhte den
Sammeleifer. — Als die Not immer höher stieg, wurde auch den ver-
achtetsten Dingen Beachtung geschenkt und die minderwertigsten Sachen zu
Geld gemacht. In den unterirdischen Räumen des Gymnasiums, wo einst die
armen Sünder ihre Rarzerstrafen verbüßt hatten, wurde letzt ein Magazin
für Lumpen, Rnochen, Flaschen, Arzneigläser, Blei, Rupfer, Messing, Bronze
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