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Gegenwart der Lehrer und einiger seiner früheren Mitschüler aus der Frei
treppe des wilhelmshöher Schlosses der prima der Schule übergeben. Die
eingehende Beschreibung der denkwürdigen Feier und die ernsten Worte,
die der Raiser an die Schüler richtete, kann man in dem Jahresbericht der
Schule von 19)2 nachlesen. — Daß der Raiser seinen Lehrern ein freundliches
Andenken auch über das Grab hinaus bewahrte, bewiesen die Blumenspenden,
mit denen er die verstorbenen ehrte. Bei der Beerdigung Vogts legte Gber-
prästdent von Windheim in seinem Auftrag einen prächtigen Rranz auf seinen
Sarg. Als später die ehemaligen Schüler Vogts ihm ein würdiges Grabmal
errichteten, hat sich auch der Raiser mit einer nambaften Spende beteiligt".
Um das Andenken Vogts für alle Zeiten wach zu erbalten, batten dankbare
Schüler dem aus feinem Amte scheidenden Direktor bei seinem Abschied
Estern i§93 eine Stiftung von 4000 Mark überreicht, aus der tüchtigen
Schülern Unterstützungen für ibr weiteres Studium gewährt werden sollten.
Bloch elf Jahre bat Bogt das otium cum'cli^nitLte genießen und in Rüstigkeit
und Frische in der Stille seines Studierzimmers weiterschaffen dürfen. Ein
besonderes Arbeitsfeld für praktische Betätigung fand er in seiner Gemeinde
als Vorsitzender des Rirchenvorstandes. Er erwarb sich in dieser Eigenschaft
große Verdienste um den Bau der neuen Lutherkirche und die Umgestaltung
des alten Friedhofs. Im Jahre 1904 ist er dann infolge einer (Operation ver
schieden und hat auf dem neuen Friedhof seine letzte Rubestatt gefunden.
Eine wertvolle Prachtbibel, die er am io. Mai 1S93 seinem lieben Friedrichs
gymnasium gestiftet batte, weckt bei jeder Schulandacht die Erinnerung an
den verdienstvollen Leiter, der so oft und so wirkungsvoll von dieser Stelle
zu seiner Schülergemeinde gesprochen bat. Zum Nachfolger Vogts wurde der
bisherige Leiter des Wilhelmsgymnasiums, Dr. Friedrich Heußner, ernannt.
Da die Arbeit an der Doppelanstalt seine Rräfte überstieg, batte er um die
Versetzung an das Friedrichsgymnasium gebeten, an dem er schon früher
dreizehn Jahre gearbeitet hatte ()6ö5—76).
* Vergl. Prinz Wilhelm, Lebenslauf, 1877, handschriftlich in den Akten des Friedrichs-
gymnasiüms. — Wilhelm II., Aus meinem Leben 1859—88. — Wilhelm II., Jugend-
erinnerungen. — Wilhelm II., Erinnerungen an Rorfu. — G. Hinzpeter, Raiser Wilhelm II.,
eine Skizze nach der Natur gezeichnet, 1888. — L. wiese, Lcbenserinnerungen, 1886, II.,
S. 75 tt* — Arme, Raiser Wilhelm II. und seine Erziehung. Aus den Erinnerungen seines
französischen Lehrers, 1898. — J. Arren, Wilhelm II., was er sagt und denkt, 191z (teilt
unter anderem den berühmten Brief des Raisers vom 2. April 1885 an seinen Mitschüler
Richter ^gemeint wohl Ritters mit). — Paul Meinhold, Wilhelm II., 25 Jahre Raiser und
Rönig, 19)2. — Theodor Descoudres, Das Raffeler Gymnasium der siebziger Jahre, 1891.—
Phil. Losch, Gideon Vogt, Biogr. Jahrb., Bd. 9, S. 162 ff. — Baltzer, Zur Rechtfertigung
Vogts im Deutschen Philologenblatt, 2. Jan. 1913. Entgegnung Meinholds in der nächsten
Nummer. — Gtto Schneider, Zur Rechtfertigung des Raffeler Gymnasiums. Sonntags
beilage des Dresdener Anzeigers, 26. Juni 1913. Besonders Vogt, Schulprogramm des
Friedrichsgymnasiums, 1891. — Wilhelm II., Ereigniffe und Gestalten, 1922, S. 152 ff.