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ein Gefühl, das sich auch im späteren Leben erbalten und dem der gereifte
Mann noch oft Ausdruck verlieben hat. — Einen für äußere Ehrungen
empfänglicheren Menschen hätte es stolz und eitel machen können, daß dem
Beispiel des Herrscherhauses bald eine ganze Anzahl fürstlicher Familien
folgte und auch ihre Söhne dem Friedrichsgymnasium anvertraute*, wer aber
glaubt, daß Vogt das Geringste getan hätte, Grafen und Prinzen heranzu
ziehen und seine Schule zu einer Fürstenschule zu machen, der irrt sich. Aber
andererseits kann nicht geleugnet werden, daß er sich der Ehre, die ihm und
seiner Anstalt durch den Vertrauensbeweis der höchsten vorgesetzten Bebörde
und des königlichen Dauses zuteil geworden, wohl bewußt war. Die
Anerkennung seiner pädagogischen und direktorialen Tätigkeit trat vielleicht
äußerlich am meisten in die Erscheinung an dem denkwürdigen 14. August
des Jahres 1679, an dem die Anstalt ihr hundertjähriges Bestehen feierte.
Da stand der noch nicht fünfzigjährige Mann in jugendlicher Frische vor der
großen, die alte Lutherkirche bis zum letzten Platz füllenden Festgemeinde
und begrüßte als Vertreter der altehrwürdigen Schule, die auf eine so lange,
ruhmreiche Vergangenbeit zurückblickte, die Versammlung. Vor ihm saßen
die hohen Ehrengäste, in vorderster Reibe der künftige Tbronerbe, Prinz
Wilhelm, als Abgesandter und Vertreter seines Vaters, des Kronprinzen,
dann der Fürst von waldeck, der feinen einzigen Sobn, den Erbprinzen
Friedrich, zum Besuch der Schule angemeldet batte, Prinz Alexander von
festen, dessen Sobn, Prinz Franz Joseph von Battenberg, die prima be
suchte, der Eberpräsident der Provinz, die Spitzen der Bebörden, der Ver
treter der Landeshochschule, und viele Direktoren aus Rassel und der Provinz.
Erden und Ehrenzeichen wurden verteilt, und aus berufenem Munde erklang
das Lob der Anstalt und seines verdienstvollen Leiters. Schon durch die
Vorfeier im Tbaliatbeater mit der vortrefflichen Aufführung der Antigone
in griechischer Sprache, zu der der Primaner Speck, der nachmalige bekannte
Schriftsteller, einen poetischen Vorspruch geliefert batte, waren die Gemüter
in eine gebobene Stimmung versetzt. Das nachfolgende Bankett und das
Gartenfest in der Aue** ließen diese festliche Stimmung in denkbar schönster
weise ausklingen. Ja, das waren Tage und Stunden, die das Herz des
Mannes, der die Verantwortung für die Schule trug, höher schlagen ließen,
auch wenn er nicht zu Eitelkeit neigte, wer die Verhältnisse kannte und
wußte, was Vogt in nie ermattender pflichttreuer Tätigkeit all die Jahre
geleistet batte, gönnte ihm gern die Ehre und Anerkennung, die ihm bei
Gelegenheit dieses Jubelfestes zuteil wurden. — Doch unmittelbar nach diesen
* Der Prinz von Battenberg, die Erbprinzen von waldeck und zu Wied, zwei Prinzen
zu Solms, der Erbgraf zu Stolberg-Wernigerode und vier Grafen Stolberg, zwei Grafen
zu waldeck und später der Fürst zu Stolberg-Roßla waren Schüler der Anstalt.
** Es darf wohl an die humorvolle Schilderung von Heinrich Jonas in Rastelcr Mundart
erinnert werden „Aus dem Festjubel der Hundertjahrfeier des Lyceum Fridericianum".