Leipzig unternahm er eine wissenschaftliche Reise nach Italien und trat dann
zuerst als Lehrer in die 1S04 von Emanuel Fellenberg begründete und rasch be
rühmt gewordene Erziehungsanstalt in Hofwil bei Bern ein. )Sro wurde er
Konrektor in Zeitz und von dort -Sro an das Gymnasium in Darmstadt berufen.
1S35 übertrug ihm die kurfürstliche Regierung die Neueinrichtung des hiesigen
Gymnasiums. Ihm zur Seite standen sechs ordentliche, drei außerordentliche
und drei Hilfslehrer. Don dem alten Lyceum waren Brauns und Theobald
übernommen. Don den anderen Lehrern mögen drei genannt werden: Georg
Wilhelm Matthias, der Sohn des früheren Konrektors, der später Webers
Nachfolger wurde (geb. 1609), Johannes Flügel (geb. 1607) und Ronstantin
Schimmelpfeng (geb. 16)3). Im folgenden Jahre trat der junge, aus Halsdorf
in Gberhessen stammende Stürmer Franz Dingelstedt als Neusprachler in das
Kollegium ein, der aber, wie die Personalakten beweisen, bald seinem Direktor
und der Regierung durch seine politische Richtung, seine Vortrage und seine
Schriften (Spaziergänge eines Kasseler Poeten) viel Sorgen machte, bis er
nach zwei Jahren aus der Residenz verschwinden mußte und nach Fulda ver
setzt wurde.*
Das neue staatliche Gymnasium blühte rasch auf. Die Schülerzahl wuchs
beträchtlich, seit es den Rest des Lyceums aufgesogen hatte, und die Räume
in dem neuen Schulhause, dem Elefanten, wie es der Dolkswitz nannte (eine
Benennung, die übrigens hier mehrfach vorzukommen scheint), wurden schon
bald nach der Gründung zu eng. Auf Antrag des Kurprinzen beschloß daher
der Landtag am 4. Juni 1S40 27 000 Rtlr. aufzuwenden, um in der Garde-
dukorpsstraße** an der Stelle des alten Seminargebäudes einen den modernen
Anforderungen entsprechenden stattlichen Neubau zu errichten. Das Seminar
war ja, wie oben berichtet wurde, 1635 nach Homberg verlegt worden, und
der alte Bau gewährte seit der Zeit einer Bürgerschule Unterkunft. Ulan
ging sofort an die Arbeit. Das alte Haus wurde abgeristen, der Grundstein
zu dem neuen gelegt und am ). September 1640 das Untergeschoß begonnen.
Unter der Leitung des Gberbaurats Schuchardt wurde der Bau nach den
von Gberbaurat Rudolph entworfenen Plänen in zwei Jahren fertiggestellt,
und am 17. Gktober 1642 konnte bereits das neue Schulgebäude eingeweiht
werden. Längst hatte man mit wachsender Sehnsucht dem Tage entgegen
gesehen, wo man die engen Räume der Mietskaserne, in der man sich sieben
Jahre beholfen hatte, verlassen konnte. Es war ein Freudenfest, als die
* Aus dem hessischen Schuldienst entlasten, machte er Reisen ins Ausland, wurde 1S4;
Bibliothekar des Rönigs von Württemberg, 1S51 Theaterintendant in München, 1S57 in
Weimar, )6£>7 in Wien, wo er )95i starb. Trotz seiner trüben Erfahrungen an unserer
Anstalt hat er ihr später sein Bild gestiftet, das noch heute im Lehrerzimmer hängt.
** So hieß sie nach der an ihrem Ende stehenden Gardedukorpskafcrne. Vorher führte
sie den prosaischen Namen Schusterstraße, und später wurde sie nach Errichtung der
wolfschen Däuser zur Wolfsschlucht.