Full text: Festschrift zum 150. Jubiläum des Staatlichen Friedrichsgymnasiums zu Kassel

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Die wesentlichen Bedingungen des Vergleichs zwischen Stadt und Staat 
waren folgende: 
1. Die Schule bebält den Namen Lyceum Fridericianum bei und heißt von 
jetzt an „kurfürstliches Gymnasium, genannt Lyceum Fridericianum". 
r. 2llle bisberigen Rechte der Stadt, besonders das Recht, die anzustellenden 
Lehrer vorzuschlagen, geben aus den Staat über, der auch die Aufsicht 
über die Schule übernimmt. 
z. Gebäude, Platz sowie alles Inventar einschließlich Sammlungen werden 
dem Staat zu dauerndem Nießbrauch überlasten. 
4. Das s. Z. der Stadt zuerkannte Seminargebäude in der Gardedukorpsstraße 
(Wolfsschlucht) mit Hof und Garten wird von jetzt ab Eigentum des 
Staates. 
5. Die Stadt bezahlt die Gehälter für Lehrer und Pedell, erbält aber dafür 
aus den Einkünften des Lyceums jährlich 211s Rtlr. zur Verwendung für 
anderweitige Schulzwecke. 
So ist also seit dem Jahre )8?5 aus der alten Stadtschule ein staatliches 
Gymnasium geworden. Dreibundert Jahre war die Stadt die eigentliche 
Besitzerin gewesen und hatte ibre Rechte mehrfach unter Anrufung der Ge 
richte gegen übergriffe von seiten des Staates und der Rirche tapfer und 
erfolgreich verteidigt, vor allem das Recht der Präsentation. Jetzt verzichtete 
sie freiwillig auf alle ibre Rechte und setzte den Staat zum Erben ein. Ziebt 
man neben dem Versagen der Stadtverwaltung in Rechnung, was im Laufe 
der Jabrbunderte von seiten der 
Fürsten für die Anstalt gescheben 
war, so wird man sagen müsten, daß 
es sich bier weniger um ein Gpfer 
als um einen Akt der Gerechtigkeit 
und vernünftiger Erwägung ban 
delt. Zum Direktor der neuen Schule 
wurde auf die Verwendung Vilmars, 
der sich überbaupt neben feinem 
Ministerkollegen Hastenpflug große 
Verdienste um die Hebung der bes- 
sischen Gymnasien erworben bat, 
Rarl Friedrich Weber berufen, der 
schon mebrfach genannte Verfaster 
des Werkes über die Rasteler Ge- 
lebrtenfchule. Er war geboren in 
Weimar als Sobn des dortigen Hof- 
predigers im Jabre 1794. plach Be 
endigung seiner Studien in Jena und 
Rarl Friedrich Weber
	        
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