25
Ratgeber Ludwig Fasten-
pflug nahmen die Sache
energisch in die Hand, ent
schlossen, ganze Arbeit zu
tun. Schon im Jahre
1 §35 hatten Verhandlun
gen mit der Stadt begon
nen, die darauf abzielten,
die Anstalt zu verstaat
lichen. Es hat allerdings
fast zehn Jahre gedauert,
bis eine endgültige Eini
gung zustande kam. Sie
erfolgte erst, nachdem die
Stadt einen gegen den
Staat angestrengten Pro
zeß in zwei Instanzen ver
loren hatte. — Gleich bei
Beginn der Unterhand
lung war auf Veranlas
sung des Rurprinzen die
Angelegenheit vor den
Landtag gebracht, und
dieser hatte alsbald einen
Ausschuß zu den Vor
arbeiten eingesetzt. Am 29. Oktober 1634 wurde endlich der Beschluß gefaßt, im
Anschluß an das alte städtische Lyceum eine staatliche Anstalt, ein Rurfürstliches
Landesgymnasium, zu gründen. Das alte Lyceum sollte einstweilen bestehen
bleiben, aber ihm sollten nur die drei unteren Rlasten gelassen werden, während
die vier oberen in die neue Anstalt überführt wurden. — Natürlich war es
nur ein Scheindasein, welches die in ihrem Rang heruntergesetzte und auf die
Stufe einer Vorschule herabgesunkene alte Stadtschule nun noch führte, und
ihr Todesurteil war endgültig untersiegelt, als das neue Gymnasium schon
bald nach der Eröffnung eine eigene Sexta und (Quinta einrichtete. Daß die
Stadt sich eine derartige Vergewaltigung zunächst nicht gutwillig gefallen
ließ, ist begreiflich. Sie berief sich auf die Urkunde des fürstlichen Stifters.
Aber der oberste Gerichtshof stellte sich im Gegensatz zu der Auffassung des
Landtags auf die Seite der Regierung und sprach dem Staate das Recht zu,
wenn es das Interesse des Landes erfordere, sich selbst über die Bestimmungen
des Stifters hinwegzusetzen. — So wurde denn am i). Mai i§35 das neue
Staatsgymnasium im Hölkeschen Hause, Friedrichsstraße zr, mit 173 Schülern
Das Schulgebäude Friedrichsstraße zr (Haus Hölke)