Full text: Festschrift zum 150. Jubiläum des Staatlichen Friedrichsgymnasiums zu Kassel

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Mörshausen bei Spanyenberg und ist dort 1649 gestorben. Sodann Dr. Fried 
rich Theobald aus Hofgeismar, den Sohn des dortigen Pfarrers, der 1830 
am Lyceum angestellt und 1635 vom Staat übernommen wurde, aber in seinen 
besten Jahren, kaum 36 Jahre alt, 1646 am Typhus starb, tief betrauert von 
seinen Amtsgenoffen und besonders von seinen Schülern, denen er in seinen 
deutschen und griechischen Stunden viel Anregung geboten batte. Sein Bild 
hängt noch im Lehrerzimmer der Anstalt. Endlich Rarl Brauns, den Sobn 
des Hauptmanns Brauns in Rotenburg, der als zweiter vom Lyceum an das 
Gymnasium versetzt wurde, aber schon nach vier Jahren einen Ruf als 
Direktor an das Gymnasium in Rinteln erhielt. — Trotz dieser und anderer 
tüchtiger Lehrkräfte konnte das Geschick des Lyceums, das offensichtlich 
von Jahr zu Iabr zurückging, nicht aufgehalten werden. Ein Teil der Schuld 
für den Verfall der Schule fällt jedenfalls auf den unter dem Alter leidenden 
Rektor, der es sich nicht gestehen mochte, daß er seiner Aufgabe nicht mehr 
gewachsen war. Aber mehr noch sind vielleicht Stadt, Staat und Aufsichts- 
behörde für die Mängel verantwortlich zu machen. Die Stadt, insofern 
sie mit den Geldmitteln zu sehr kargte: die Lehrkräfte waren überlastet und 
wurden ungenügend bezahlt; die Schulräume reichten nicht aus, und noch 
immer kam es vor, daß zwei Rlaffen in demselben Raume unterrichtet wurden. 
Die Lehrmittel, die Bücherei und die Sammlungen waren völlig vernach 
lässigt. Der Staat versäumte seine Pflicht, da er weder in wiffenschaftlicher 
noch in praktischer Einsicht für die genügende fachmännische Ausbildung der 
Lehrer sorgte. Die Verwaltungsbehörde endlich ließ es an der nötigen 
Aufsicht und Überwachung in unverantwortlicher weife fehlen. Manche Lehr 
fächer wurden allzu stiefmütterlich behandelt, und für die körperliche Ent 
wickelung und Ausbildung der Schüler geschah so gut wie nichts, wenn sich 
im Jahre )83r ein Lehrer der Anstalt aus freien Stücken und auf eigene 
Faust des Turnens annahm und wenigstens den drei unteren Rlaffen auf 
einem Grundstück am Ratzensprung unentgeltlich Gelegenheit zu turnerischen 
Übungen bot, so geschah das nicht auf Anregung, sondern trotz der Behörde. — 
So wird man mit Weber zu dem Schluß kommen, daß die Stadt mit ihrer 
Weisheit zu Ende war, und wenn das Schiff nicht ganz festfahren sollte, von 
anderer Seite Hilfe kommen mußte. 
II. Das Rurfürstljche Gymnasium 
wie einst im Jahre 1539 Philipp der Großmütige und im Jahre i?79 
Friedrich II. helfend eingegriffen batten, so war auch jetzt wieder der Landes 
fürst der Retter in der Vlot. Der Rurprinz Friedrich Wilhelm, feit )83i 
Mitregent seines in Frankfurt weilenden Vaters, und sein vielgehaßter, aber 
um die Entwicklung der hessischen Gymnasien zweifellos sehr verdienter
	        
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