Full text: Festschrift zum 150. Jubiläum des Staatlichen Friedrichsgymnasiums zu Kassel

mußte dem alten „Rektor" Cäsar das Feld räumen und sich vorläufig mit der 
Leitung der abgezweigten Bürgerschule begnügen. Doch schon im nächsten 
Jahre wurde er zum Erzieher des Rurprinzen erwählt und 1822 als Dozent 
an die Landesuniversität berufen, Hier ist er nach langer gesegneter Tätigkeit 
im Jahre 1835 gestorben. — Um Cäsar die erlittene Demütigung vergeffen zu 
lasten, wurde ihm gleich nach der Rehabilitierung der Titel Profestor ver 
lieben. Die Marburger Universität ehrte ihn später (J82J) durch den 
Dr. h. c. Auch das alte Direktorium trat jetzt wieder in seine früheren Rechte 
und nabm Aufsicht und Verwaltung wieder in die Hand, wie in alten Seiten. 
In diese zweite Periode des Cäsarschen Rektorats fällt nun noch ein außer 
ordentlich wichtiges Ereignis, das wir nicht übergeben dürfen, nämlich die 
endgültige Scheidung von Lyceum und Seminar mit partimschule (1S22), 
der dann im folgenden Jahre die Loslösung der Bürgerschule folgte. Jetzt 
war endlich das Lyceum eine wirkliche Gelebrtenfchule mit klaren Zielen und 
einheitlichem Lehrplan, und der entlastete Leiter konnte sich dieser mit seiner 
ganzen Rraft widmen. Es liegt nabe, bei dieser Gelegenheit einen kurzen 
Rückblick auf das Zusammenleben dieser lange Zeit vereinigten Anstalten zu 
werfen. — Der Stifter des Lyceums, Friedrich II., hatte gleich in der 
Stiftungsurkunde bestimmt, daß mit dem Lyceum ein Seminar verbunden 
werden solle, und zwar unter der Leitung des Rektors. So wurde also schon 
in: Jahre 1779 die Einrichtung getrosten, daß im Lyceum eine Anzahl 
Schüler für den Volksschullebrerstand ausgebildet wurde. Anfangs waren es 
nur sechs, und diese konnten in den Mansardenräumen des Lyceums unter 
gebracht werden. Für freie Wohnung, Heizung und Licht batten sie kleine 
Dienste im Hause zu verrichten. Einer machte sich als Calefactor nützlich 
und half der Dienstmagd, andere unterstützten die Lebrer der untersten 
Rlasten beim Unterricht. Sie selbst erhielten ihren Unterricht unentgeltlich, 
teils gesondert, teils mit den Lyceisten zusammen. Die Ausbildung dauerte 
ein bis anderthalb Jahre. Als nun aber die Zahl der Seminaristen bald 
auf acht und zwölf stieg, entschloß sich der Landgraf 1782, auch das 
Hintergebäude des Zantbierschen Dauses mit Hof und Garten für 5000 Rtlr. 
zu erwerben. Für weitere 1300 Rtlr. ließ er das Haus im Inneren Herrichten 
und machte dann das ganze Anwesen im Jahre 1784 der Stadt zum Geschenk. 
Nun war reichlich Platz vorbanden für Lehrerwohnungen und Schulräume. 
Die Schülerzahl wuchs schnell. Im Jahre 1768 waren es bereits 28. Ein 
schöner, wohlgepfiegter Garten, der das pkachbargrundstück hinter der jetzigen 
Turnhalle noch mit umfaßte, dehnte sich hinter dem Hause aus. Gbstpfian- 
zungen, Maulbeerbecken und Bienenstände dienten dazu, die Seminaristen 
in Gartenbau, Seidengewinnung und Bienenzucht zu unterweisen. Für Be- 
wasterung der Anlagen sorgte eine Verbindung mit dem überdeckten Drusel- 
kanal, der den Garten in west-östlicher Richtung durchschnitt. Eine dem 
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