3. Das Lyceum Frrdericianum.
s
Fast zwei und ein halbes Jahrhundert (genau 23S Jahre) hat das Päd
agogium unter mannigfachen Schicksalen und wechselnden Leistungen in dem
Martinsstiste bestanden. Die Chronik nennt uns die Namen der verschiedenen
rectoces und conrectores, dialectici und grammatici, rudimentarii, cantores
und intimi bis hinab zu den collaboratores extraoickinani, sie berichtet von
dem eifrigen Interesse der einzelnen Landesfürsten, besonders der Landgrafen
Moritz, Karl, Wilhelm VI., Friedrich I., und ihren Bemühungen um die
Schule, andererseits auch von den furchtbaren Folgen der schweren Kriege
des Dreißigjährigen und Siebenjährigen, und von dem verderblichen Ein
fluß französischer Leichtfertigkeit und Unmoral, die Zucht und Sitte unter
gruben. Vloch etwas anderes kam hinzu, einen immer größeren Verfall der
Schule herbeizuführen. Die Klipp- und Nebenschulen, die vielfach in den
fänden skrupelloser Dilettanten waren, lockten die Schüler der Stadtschule
an durch größere Frei-
beiten, die sie gewahrten.
Es kam oft zu Reibun
gen zwischen Lehrern und
Schülern, und rüdes Be
nehmen und Raufereien
der Schüler auf der Stra
ße waren an der Tages
ordnung. Dem inneren
Verfall der Schule ent
sprach der äußere Zu
stand des Schulgebäudes.
Staat und Kirche stellten
sich das Armutszeugnis
aus, die Mittel für eine
Ausbesserung des bau
fälligen Dauses nicht auf
bringen zu können, ge
schweige einen Neubau
zu errichten. Und doch
war das Gebäude in einer
Verfassung, daß seine wei
tere Benutzung allmäh
lich geradezu ein unver
antwortlicher Leichtsinn
Das Doläussche Haus, Graben 40 war. In verschiedenen