Full text: Festschrift zum 150. Jubiläum des Staatlichen Friedrichsgymnasiums zu Kassel

Rückblick und Ausblick 
Das i5o. Jubiläum feiert die Anstalt als Gymnasium, ste kann jedoch als 
Lateinschule auf weit größere Zeiträume zurückschauen. Als Rechtsnach 
folgerin ist ste durch Umwandlung aus der izdy im Martinsstift begründeten 
Gtiftsschule und der i5Z9 neugeordneten Städtischen Latein- 
s ch ule, gleichfalls im Kreuzgang der Martinskirche, erwachsen; ste ist in 
der Lage, in den nächsten Iahrzebnten die 400. und 600. Jubelfeier festlich zu 
begeben. Die Anstaltsgefchichte ist demnach ein großes Stück deutscher 
Schicksalsgeschichte und der Entwicklungsgeschichte der deutschen Bildung. 
In die Geburtsstunde der Anstalt als Stiftsschule fallen die langwierigen 
Kämpfe Hermanns des Gelebrten gegen die ritterlichen Bünde, in denen er, 
gestützt auf Stadtburgen und Bürgerbeere, seinen hessischen Territorialstaat 
schuf. Bürgerliches Beamtentum, auf seiner Schule vorgebildet, löst den 
Feudaldienst ab, der ritterliche Großgrundbesitz beginnt der bäuerlichen 
Wirtschaft das Feld zu räumen. Die Stürme der Reformation verdrängen 
aus den Mauern der Stiftsschule den Geist der Scholastik und brechen Babn 
dein Humanismus. Als Städtische Lateinschule überstand ste die 
wirren der großen Kriege von dreißig und sieben Jahren. Mit überlegener 
Kraft kämpften am Ausgang dieser Zeiten gegen die althumanistische Bildung 
im Kreuzgang von St. Martin die ritterlichen Hofschulen, die seit dem 
großen Krieg französischen, technischen, realen, modernen Bildungszielen 
Raum gaben, und als die Anstalt, in sich zu starr und von sich aus zu schwach, 
um Reformen sich zu erschließen, erdrückt zu werden drobte durch die Kon 
kurrenz vornehmlich des Larolinums, da rettete sie ein neuzeitlich empfin 
dender, bochgebildeter Fürst, Landgraf Friedrich II., indem er ibr das 
Gepräge eines neuhumanistischen Gymnasiums gab. Seitdem, 
seit 1779/ ist ste, lange Zeit konkurrenzlos, die Trägerin gelcbrter Bildung in 
unserer Heimatstadt gewesen. Die Romantik schenkte ibr den bedeutendsten 
Schüler, Jakob Grimm, das Bismarcksche Zeitalter einen der strebsamsten, 
Prinz Wilhelm, den Erben des alten Reiches. Freiheitskriege, der Deutsche 
Krieg, der Weltkrieg fanden unsere Schüler auf allen Schlachtfeldern, sicher-
	        
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