Studienrat Meyer mit 016
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und Erzieher ein ganz anderes Verhältnis zu ibren Schülern gewinnen, ist
wohl allseitig anerkannt, so daß es besonderer Erwähnung nicht bedarf. Ver
steckte Fähigkeiten werden entdeckt, -Hemmungen werden klar, Lösungen
lasten sich finden. Die kleinen Idealisten und Materialisten offenbaren sich,
und ein neuer Maßstab der Beurteilung wird gewonnen. Die Bildungs
möglichkeiten der Umgebung (Mundart, Sitte, Gebrauch, Bevölkerungs-
charakter, beimische Runst, Baustil, Landeskunde, Feldbestellung) werden im
Unterricht ausgenutzt nach Rräften und festeln Lehrer und Schüler ungemein.
Lokalgeschichte wird in den Rahmen des großen weltgefchebens eingearbeitet.
Geologische Erkenntnis der durch eiszeitliche Vorgänge umgestalteten Land
schaft wird gewonnen. Die Lichtbildkunst der Schüler hält Land und Leute
im Bilde fest. Der steierische Menschenschlag ist feingliedrig und gewandt,
süddeutsch liebenswürdig und innerlich fein. Ein Feuerwehrfest im ^Valde bei
St. Leonhard, das wir mitfeiern durften, stach durch feines Taktgefühl, reine
Festfreude und würdige Lebensform so sehr ab von manchem Gegenstück in
unserem engeren Vaterlande, daß man glauben mochte, das Volksfest spiele
sich in den gebildeten Formen der Schauspieler auf der Kasseler Bühne ab.
Das Hochgebirge veredelt die Menschen innerlich und äußerlich, nach alt
germanischen Begriffen ist es Götterbezirk mit fühlbarer Götternähe.