188
gewichtigsten Gründen von der Richtigkeit der Kirchenordnung des
Consistoriums und von der Standhaftigkeit in der wahren Reli
gion überzeugen.
So standen die Sachen, als 1624 dem Hofprediger Hofmann
der Auftrag wurde, den 11. Juni ein tägliches Gebet einzuführen
und den Zuhörern diesen Beschluß mitzutheilen. Hofmann schloß
seine Mittheilung mit den Worten: „Demnach es für gut ange
sehen, daß das tägliche Gebet wiederum gehalten werden solle, als
werden sowohl hohes als niedriges Standes Personen gebeten
und ermahnt, daß sie sich darzu fleißig einstellen und nicht nur
im Anfang einen Eifer haben, foubeni denselben auch also fort
setzen, damit unser Herr Gott im Werk spüre, daß solches Gebet
keine Heuchelei seye." Sofort wurde Hosmann auf die Canzlei
berufen und ihm mitgetheilt, obwol man gehofft, Ihre Gnaden
mit dem Hofprediger wieder versöhnt zu haben, so seien Dieselben doch
durch die gehaltene Predigt, besonders den Schluß, wiederum sehr
commovirt, da die Worte so gesetzt, als ob I. Gn. solches Gebet
aus Heuchelei angestellt — Und wollten I. G., daß er sich sowol
des Gebets, als auch der Canzel hinfüro enthalten, vielmehr an
derswo Gelegenheit suchen möge, wo er wolle. Hofmann betheuerte,
er wisse sich nicht zu erinnern, daß er Worte geredet, wodurch I.
Gn. offendirt hätte werden können, er gebe es den Zuhörern an
heim, ob sie eine genügsame Ursache zu so plötzlicher Dimission
hätten sein können. Es rühre einzig von der gräfl. Gemahlin her,
welche längst das lleeretum gemacht, der Pfarrer solle abgeschafft
werden, wenn er nicht ulti-o hinweg begehre, damit Jhro Gnaden
in ihrem Vorhaben mit Einführung fremder und irriger und
Unterdrückung der reinen Land-Religion kein weiterer Eintrag ge
schehen möge. Er nahm seinen Abschied und theilte den Hergang
am 3. Tage dem Superintendenten mit, der gerade zu Waldeck
gegenwärtig war. Dieser vernahm das mit großer Bestürzung und
Traurigkeit und ging zum Grafen, um ihn von seinem Beschluß
abzubringen. Der Gras gab vor, der Hofprediger predige zu
lange, wohl 2—3 Stunden, stümpele die Sprüche, mache oft
lange Sermonen ohne Sprüche, habe Tractätlein heinrlich abge