Full text: Geschichte des Gymnasiums zu Corbach (I.)

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gewichtigsten Gründen von der Richtigkeit der Kirchenordnung des 
Consistoriums und von der Standhaftigkeit in der wahren Reli 
gion überzeugen. 
So standen die Sachen, als 1624 dem Hofprediger Hofmann 
der Auftrag wurde, den 11. Juni ein tägliches Gebet einzuführen 
und den Zuhörern diesen Beschluß mitzutheilen. Hofmann schloß 
seine Mittheilung mit den Worten: „Demnach es für gut ange 
sehen, daß das tägliche Gebet wiederum gehalten werden solle, als 
werden sowohl hohes als niedriges Standes Personen gebeten 
und ermahnt, daß sie sich darzu fleißig einstellen und nicht nur 
im Anfang einen Eifer haben, foubeni denselben auch also fort 
setzen, damit unser Herr Gott im Werk spüre, daß solches Gebet 
keine Heuchelei seye." Sofort wurde Hosmann auf die Canzlei 
berufen und ihm mitgetheilt, obwol man gehofft, Ihre Gnaden 
mit dem Hofprediger wieder versöhnt zu haben, so seien Dieselben doch 
durch die gehaltene Predigt, besonders den Schluß, wiederum sehr 
commovirt, da die Worte so gesetzt, als ob I. Gn. solches Gebet 
aus Heuchelei angestellt — Und wollten I. G., daß er sich sowol 
des Gebets, als auch der Canzel hinfüro enthalten, vielmehr an 
derswo Gelegenheit suchen möge, wo er wolle. Hofmann betheuerte, 
er wisse sich nicht zu erinnern, daß er Worte geredet, wodurch I. 
Gn. offendirt hätte werden können, er gebe es den Zuhörern an 
heim, ob sie eine genügsame Ursache zu so plötzlicher Dimission 
hätten sein können. Es rühre einzig von der gräfl. Gemahlin her, 
welche längst das lleeretum gemacht, der Pfarrer solle abgeschafft 
werden, wenn er nicht ulti-o hinweg begehre, damit Jhro Gnaden 
in ihrem Vorhaben mit Einführung fremder und irriger und 
Unterdrückung der reinen Land-Religion kein weiterer Eintrag ge 
schehen möge. Er nahm seinen Abschied und theilte den Hergang 
am 3. Tage dem Superintendenten mit, der gerade zu Waldeck 
gegenwärtig war. Dieser vernahm das mit großer Bestürzung und 
Traurigkeit und ging zum Grafen, um ihn von seinem Beschluß 
abzubringen. Der Gras gab vor, der Hofprediger predige zu 
lange, wohl 2—3 Stunden, stümpele die Sprüche, mache oft 
lange Sermonen ohne Sprüche, habe Tractätlein heinrlich abge
	        
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