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Pfarrer I. Hefenträger zu Wildungen feine Ansicht über wieder-
täuferische und chiliastische Ansicht dem Oberamtmann Rückersfelder
zu Waldeck mit und noch 1621 schloß er einen Brief: Hiermit
Gott befohlen, der uns und unsere Zuhörer für solchen vorwitzigen
unnützen Träumen gnädig behüten und alles Unglück von uns ab
wenden wolle! Im I. 1622 kam am Montag nach Trin. der
Visitator Zisenheim aus Landau und der Superint. Jerem.
Nicolai mit dem Hofprediger Hofmann und dem Pastor zu
Waldeck Meliturgus zu einer Conferenz zusammen und beredeten
sich über die Art und Weise, wie den Bestrebungen der Enthusi
asten, die Gemahlin des Grafen Christian für sich einzunehmen,
entgegenzutreten sei. Den 6. p. Trin. erhielt Jerem. Nicolai vom
Grafen Wolrad den Auftrag, nach Schloß Waldeck zu reisen und
den Hofprediger mit der Gräfin auszusöhnen, auch über einige
Meinungen der Fanatiker, von denen sie bethört sei, mit ihr zu
sprechen. Den 7. p. Trin. versöhnten sie den Hofprediger mit
der Gräfin und ermahnten dieselbe, daß sie sich von den neuen
Pelagianern und Chiliasten, denen sie beizustimmen schien, in Acht
nehmen möchte; „denn die Enthusiastischen und Weigelianischen
Schleicher heimlich bei Ihr einkehren und ihre Oonventus haben."
Bei der Antwort mißbilligte zwar die Gräfin die Vollkommen
heit (perkeetionew) der Anabaptisten und den Chiliasmus nicht,
behauptete aber, daß sie denselben nicht folge. Im I. 1623
richtete der Superint. I. Nicolai an die Grafen Wolrad und
Christian einen Brief, in welchem er sie ermahnte, standhaft bei
der wahren Religion zu verharren und die fanatischen Leute zu
meiden und die revidirte wald. Kirchenordnung herauszugeben.
In demselben Jahre wurde auf der Nach-Synode zu Corbach, die
u. a. voni Superint. und 3 Visitatoren besucht war, mit dem
Hofprediger Hofmann darüber berathen, in welcher Weise die
Grafen und insbesondere Graf Christian von den Fanatikern ab
zumahnen sei, welche die wald. Gräfin mit ihren Töchtern und
selbst den Grafen Christian verdürben und ansteckten. Es wurde
beschlossen, der Superint. I. Nicolai und der Visitator Zisenheim
sollten zunächst dem Grafen Wolrad zu Arolsen, dann dem Grafen
Christian zu Waldeck ihre Aufwartung machen und sie mit den