182
predigt, 1623 copulirte er zu Waldeck Fräulein Marie Magdalene"»),
Aebtissin zu Schaken, mit dem Grafen Simon zur Lippe. Seine
Stellung als Hofprediger war schwierig. Die Gemahlin des
Grafen Christian, Elisabeth von Nassau-Dillenb. Linie in Siegen,
war der reformirten Confession zugethan, Graf Christian der lu
therischen. Das gab in damaliger Zeit der strengen, unversöhn
lichen Gegensätze, selbst unter den Gatten zu Dispüten Veranlassung,
so daß Graf Christian einst unmuthig ausrief: „Ich will es mein
Lebenlang Keinem rathen, daß er ein Weib nehme, die nicht seiner
Religion!" Weit schwieriger aber war durch diese Verhältniße
der Stand des am lutherischen Bekenntnisse fest haltenden
Hofpredigers Hofmann. Er wechselte mit der Gräfin Schriften,
um sie für seinen Standpunkt zu gewinnen; sie blieb aber aus
der Kirche, wenn er aus h. Schrift die Calvinische Lehre als irrig
darzustellen versuchte. Auch das gab Anstoß, daß Hofmann in
Uebereinstimmung rnit dem Grafen es gern sah, daß die jungen
Gräfinnen der Confession des Vaters folgend, das h. Abendmahl
nach lutherischem Ritus nahmen, während die Gräfin sie für den
Abendmahls-Ritus der Reformirten gewinnen wollte. Wie sie
denn überhaupt darauf ausging, auch sonst lutherisch Gesinnte
reformirt zu machen. Doch noch mehr entbrannte der Streit
zwischen dem Hofprediger und der Gräfin dadurch, daß sie sog.
Weigelianer, Enthusiasten, die damaliger Zeit in verschiedenen
- Ländern gewaltiges Aufsehen und große Unruhe machten, an ihrem
Hofe empfing und sie in benachbarten Orten besuchte und nicht
wenig in ihren Schlitz nahm. Diejenigen Weigelianer, welche von
1619, wie es scheint, bis etwa 1625 am Hofe zu Waldeck wahr
genommen wurden, waren 1. Homagius. Hosmann schreibt von
ihm d. 8. Mai 1623: Der Weigelianische Homagius hat sich in
Gespräch mit mir in Beisein Jngemanni mit vielen Articulen auf
seinen Marpurgischen Schlags") grob hervorgethan. Als: die
223) Sie hatte Unterricht in der französischen und hebräischen
Sprache erhalten und dichtete Kirchenlieder.
234) Homagius u. G. Zimmermann waren 1610 Lehrer am
Pädagogium zu Marburg. Sie äußerten ihr Mißfallen über die
Art des Unterrichts, besonders aber, daß mit der Jugend lateinische