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dies gleichfalls in den Schulen Deutschlands der Fall. Wann die
Sitte, am Schluffe der Schule Schauspiele aufzuführen, aufge
kommen, läßt sich mit Bestimmtheit nicht sagen; doch reicht die
Sitte bis ins 13. Jahrh.; in Klöstern geschah es an bestimmten
Festtagen und so wurde dies auf die Schulen übertragen" 7 ). In
Wittenberg brachte namentlich Melanchthon oft und schon seit dem
Jahre 1524 lat. Stücke des Terenz, Plautus und Seneca zur
Aufführung. Und Joh. Sturm, der berühmte Rector der Stras-
burger Schule, ließ den Terenz und Plautus von den drei obersten
Classen wöchentlich aufführen. Und auch Luther äußerte „Comedien
zu spielen soll man um der Knaben in der Schule willen nicht
wehren, erstlich, daß sie sich üben in der lateinischen Sprache, zum
andern, daß in der Comedie fein künstlich erdichtet wird — wie
sich ein Jeglicher in seinem Stande halten soll""«). So konnte
es denn nicht fehlen, daß die Aufführungen lateinischer Stücke
durch Schulordnungen, z. B. die sächsische v. I. 1538 u. 1580
förmlich geboten wurde.
Luthers gelegentliche Aeußerung: El ego non iilibenier vide-
rem gesta Christi in scholis puerorum ludis seu comoediis
latine et gernmnice rite ac pure compositis repraesentari propter
rei memoriam et affectum junioribus aiigenduni riesen eine
Abzweigung von dem eigentlichen Schuldrama hervor: eine Legion
Comödien biblischen Inhalts in deutscher Sprache"«). Man
behielt aber daneben die lat. Schulcomödie bei, mit Vieser mehr
dem engeren Kreise der Schule, mit jener mehr dem größeren
Publikum dienend"«). * I.
167 ) Hoegg, zur Gesch. des Klosters und Gumnas. zu Arns
berg 1643, S. 39. 40.
"«) Straumer S. 16. Schon Baco meinte: Das Aufführen
von Schauspielen ^stärkt das Gedächtniß, bildet den Klang und die
Wirksamkeit der Stimme und Aussprache, gewöhnt Mienen und
Geberden an Anstand, verschafft ungemeine Zuversicht und macht
die jungen Leute mit dem öffentlichen Auftreten vertraut. Raumer
I. Z49
"«) Straumer 17, 18.
17 °) Straumer S. 19. Nach dessen Mittheilungen die obige,
mitunter wörtliche Darstellimg. Es sind hiermit mehr oder we-