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Sie meint: „Mich dünket sündhaft fast,
Dass kosen wir im Sonnenlicht.“
Auf seinen Knien, die süsse Last,
Er wiegt sie her und hin und spricht:
„Geliebte mein, der helle Tag
Darf immer sehn, wenn wir zu Zwein
Liebhaben uns im Blütenhag
In wahrer Treu, mein Herz ist rein.
In alle Himmel ruf ichs laut:
Heil mir Ich halte‘ meine Braut!‘ —
A
Längst neigte schon der Sonne goldnes
Haupt
Zum Hügelrande sich, dass unters Dach
Dor alten Linde vor dem Schlafengehn
Noch einmal richte sie den Mutterblick
Voll zärtlicher Besorgnis und — voll
Neugier:
Sie fand nichts als ein liebetrunken Paar.
Und weil ihr das so gar nichts, gar nichts
Neues,
Sank sie hinunter, müd vom Tagewerk,
Indess ihr letztes Leuchten‘ mild umfloss
Die Lindenkrone und ein glücklich Paar. —
Und unbemerkt vom Bergwald: stieg her-
nieder