Full text: In Frührot und Abendschein

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Und wieder haben stille wir getrunken 
Die Paradiesesstimmung; da — ich seh 
mich um — 
Und vor mir steht mein Freund verklärten 
Auges, 
Begeistert hielt ein Buch er in der Hand - 
Er schwang es — und beglückt sah er 
hernieder: 
„Schillers Gedichte‘ — kams aus seinem 
Munde 
In einem Tone, der wie Jauchzen klang. — 
Und in dem grünen Grase lasen wir 
Bald laut, bald leise, bald mein Freund, 
bald ich, 
Und lasen bis die Stern am Himmel 
standen ; 
So haben wir noch manchen Sommertag 
Geschlürft aus diesem reichen Liederborne. 
Vergessen kann ich nie den Augenblick, 
Wie wir einst ruhend auf der Wanderung 
Im Wiesental am Bache Blumen. pflückten, 
Und sie zu Schillers wehmutsüssem Sang 
Den Wellen weihten; wie dann ahnungsvoll 
Mein Freund mir mit Prophetenblick ver- 
kündet: 
„Du wirst einst glücklich deine Hütte bauen, 
Mich reisst das Schicksal wie die Blume 
fort!“ —
	        
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