Full text: In Frührot und Abendschein

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Ihr wird so heiss, sie sieht im Spiegel sich 
Und schaut:empört sich an;:o, diese Pein! 
Wie ist sie froh, als nun der Vater bricht 
Das ernste Schweigen, da er freudig nickt: 
„Aus Lenzbach also, ach wie manchesmal 
Bin ich gewandert durch die schönen Auen, 
Des lieben Orts, da ich noch jung, wie Ihr! 
Schon lange schläft mein Freund im kühlen 
Grab; 
Mit seinem Namen tauchen Feld und 
Fluren 
Und Wald und Wiesen wunderbar empor 
Wie ein verloren Paradies, darinnen 
Lustwandelten wir einstmals Hand in 
Hand. — 
Kaum schlossen sich der Schule Pforten zu, 
Dann nahm ich Hut und Wanderstab zur 
Hand, 
Gen Lenzbach gings, zum lieben, treuen 
Freunde. 
O glaubt es mir, das waren sel’ge Stunden, 
Da wir, im Glauben, Lieben, Hoffen eins, 
Den Himmel strahlen sahen voller Sterne. — 
Und doch war’s eine böse, schlimme Zeit, 
Liegt nun weit hinter uns, ist gern ver- 
gessen, 
Und das Geschlecht von heute wird sie kaum 
So recht verstehn, weil gar zu hart sie war.
	        
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