Full text: In Frührot und Abendschein

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Und aus der Tür, die wilder Wein umrankt 
Mit knospenreichen Trieben, tritt heraus 
Die Kantorin mit leichtem Schritt; sie trägt 
Den Rechen in der Hand; gar hurtig glättet 
Die Wege sorglich sie im Blumengarten. 
Zwar schauen unterm weissen Häubchen 
schon 
Die Silberlocken kraus und dicht hervor; 
Indes die runden roten Wangen wollen 
Von ihrem Alter noch kein Wort verraten. 
Ihr klares Auge glänzet sonnenhaft, 
Als wie. am Bach. ein. blau. Vergissmein- 
nicht, —> 
Des Hauses Arbeit, Sorge, Müh’ und Plage 
Hat noch an jedem Morgen sie geweckt, 
Zumal am heut’gen, der ihr nicht einmal 
Zum Mittagsschläfchen mocht’ ein Stünd- 
lein gönnen. — 
Jetzt richtet sie sich von der Arbeit auf, 
Zum Fenster trippelnd, bleibt sie lauschend 
steh'’n: 
„Schläft noch! Gott segne seine Ruh’ und 
lass 
Ihn froh erwachen mir zum Abendbrot“: — 
Nun lässt sie aus den winterlichen Hüllen 
Die Rosen aufersteh’n; wie freut sie sich, 
Dass nicht ein Stamm des Winters Raub 
geworden,
	        
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