Full text: Die Königliche Geschützgiesserei in den Jahren 1855 - 1905

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gehender Versuche der Artillerie-Prüfungs-Kommission am 11. 12. 
desselben Jahres aufgenommen. Bei einem Vergleichsschicheu 
mit in Sayn und Lüttich hergestellten Geschützen bewährten 
sich die Spandauer auf das beste. 
Bis 1860 wurden verschiedene neue Maschinen beschosst, 
das alte Bohrwerk verlängert und mit einem Anbau für zwei 
Schmiedefeuer versehen. 
Das folgende Jahrzehnt.brachte große Umwälzungen in 
der Artillerie. Die gezogenen Geschütze kamen endgültig zur 
Einführung. Sie wurden teils neu gegossen, teils aus glatten 
umgeändert. An Stelle des Kolbenverschlusses erhielt ein Teil 
den Keilverschluß. Mehrere Neukonstruktionen traten auf. Die 
neuen Geschütze bedingten eine völlige Aenderung der Geschosse. 
Die Schrapnels wurden eingeführt. Sie und die Granaten er 
hielten Bleiummantelung. Für Geschütz- und Geschoßkonstruktionen 
waren die 1864 beiDüppel und 1866 gemachten Erfahrungen 
zu berücksichtigen. 
All diesen hier nur kurz anzudeutenden Aenderungen mußte 
die Geschützgießerei gerecht werden. Wir finben daher in diesen 
Jahren ein großes Wachsen der Anlage und rege Tätigkeit. 
1861 erfolgte die Einrichtung einer Geschoßwerkstatt neben 
der jetzigen Schmiede. In ihr, der Bohrwerkstatt und der 
Schlosserei, wurden bis Ende des Jahrzehnts gegen 90 neue 
Maschinen aufgestellt. 
1864 nahm die Direktion wieder Ziviltechniker an. Die 
wachsenden Anlagen hatten die Beaufsichtigung durch technisch 
vorgebildete Leiter notwendig gemacht. Es wurden zunächst 
2 Ingenieure zur Leitung der Bohrwerkstatt und der Gießerei 
eingestellt. Ihre Zahl erhöhte sich später entsprechend dem 
Wachsen der Fabrik. 
1865 erreichte die Zahl der Arbeiter auf längere Jahre 
hinaus ihren Höchstbestand mit 852 Manu. Also in 10 Jahren 
eine Vermehrung um fast 800. 
1866 traf das Institut ein großer Verlust durch den Tod 
des eben zum Oberst beförderten Direktors S ch ü r (1860 Major, 
1864 Oberstleutnant). Er hatte die Fabrik im wesentlichen ge 
schaffen und eine wichtige Stimme beim Aufstellen ihrer Pläne 
gehabt. Seiner Energie und Tätigkeit war die Ueberführung 
des Betriebes aus der Zivil- in die Militürleitung gelungen. 
Vornehmlich seine Bemühungen waren es, die der jungen Fabrik 
gleich nach ihrem Entstehen Anerkennung ihrer Leistungen ver 
schafften. Ihm waren die Erfolge im Eisenguß zu danken, die 
mitbestimmend waren für die Einführung gußeiserner Geschütze. 
Wie gewaltig das junge Institut unter seiner Leitung ange 
wachsen war, haben wir eben gesehen. Wir dürfen ihn nicht 
vergesseit. Hat er dock das Fundament gelegt zu unserer Ge 
schützgießerei, deren weitere Vervollkommnung jetzt uns obliegt.
	        
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