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"Stastsiexikon“ Ba.XIL (1542)
5.566. 419
Man kann sich bei Lektüre dieses Artikels nicht des Ein=
ärücks erwehren, daß der AuCor zwar über die bei ihm üÜblis
chen Kenntnisse zur sache verfüge, daß er aber allzu viel
Kühle und Nüchternheit seinen Aussagen einverleibt,. Wir
vermuten, daß zirz der Eegrifg des PatriocGismus Murhard
nicht sonderlich interessiert hat, obschon doch diese Fra=
gestellung garnicht selten in sonstigen Fublikationen
wiederkehrt.
Murharäd beginnt mit dem Kinweis, daß Jeder Menscham Orte,
C) wo er geboren und aufgewachsen ist, mit unverlöschbarer
Liebe hängt. Murhard nennt diese Erscheinung eine Vorstufe
des Patriotismus. Der höhere Rang. eines sittlichen Patrio=
tismus wird erst dann erreicht, wenn jeder einzelne Unter=
tan richtige Vorstellungen von diesem Begriff der Vater=
Jandsliebe hat. Zum anderen darf nicht übersehen werden,
daß dazu die Entschlossenheit zum persönlichen Opfer gehört
Wenn Sittlichkeit und Freiheit einander begegnen, wird die
höchste Stufe des Fatriotismus erreicht.
Das: ist dann derjenige Fatriotismus, der, - wie Geschichte
und Erfahrung lehren - Wunder wirkt in einer Staatsgesell=
schaft. Je uneigennütziger jeder Mensch im Staat, desto
schneller wird der ecnte FPatriotismus wachsen,
Oft wird getarnte Selbstsucht mit Patriotismus verwechselt,
und ebenso das Festhalten am Überlebten als Zeichen für
echten Patriotismus angesehen.
Neben den bisher für notwendig erachteten Eigenschaften
des wahren Patriotismus erwähnt Murhard als weitere die
unverbrüchliche Gerechtigkeit und Humanität. Jeder echte
Patriotismus muß unbedingt darauf achten, daß aus ihm
nicht übereifriges? Nationalismus wird. Die Trabanten des
Nationalstolzes sind meistens Haß, Egoismus und Begehrlich=
keit gegenüber anderen Völkern. Kriege bleiben dann nicht
aus.
Der echte Patriotismus kann sowohl in konstitutionellen
Staatsgebilden wie auch in Republiken wachsen; allerdings: