Full text: Joh. Karl Ad. Murhard, (1781 - 1863), Staatsökonom und Wirtschaftspublizist aus der Frühzeit des deutschen Freihandels (Teil 2)

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Gr) Mario iesmuSs” 
"Stastsiexikon“ Ba.XIL (1542) 
5.566. 419 
Man kann sich bei Lektüre dieses Artikels nicht des Ein= 
ärücks erwehren, daß der AuCor zwar über die bei ihm üÜblis 
chen Kenntnisse zur sache verfüge, daß er aber allzu viel 
Kühle und Nüchternheit seinen Aussagen einverleibt,. Wir 
vermuten, daß zirz der Eegrifg des PatriocGismus Murhard 
nicht sonderlich interessiert hat, obschon doch diese Fra= 
gestellung garnicht selten in sonstigen Fublikationen 
wiederkehrt. 
Murharäd beginnt mit dem Kinweis, daß Jeder Menscham Orte, 
C) wo er geboren und aufgewachsen ist, mit unverlöschbarer 
Liebe hängt. Murhard nennt diese Erscheinung eine Vorstufe 
des Patriotismus. Der höhere Rang. eines sittlichen Patrio= 
tismus wird erst dann erreicht, wenn jeder einzelne Unter= 
tan richtige Vorstellungen von diesem Begriff der Vater= 
Jandsliebe hat. Zum anderen darf nicht übersehen werden, 
daß dazu die Entschlossenheit zum persönlichen Opfer gehört 
Wenn Sittlichkeit und Freiheit einander begegnen, wird die 
höchste Stufe des Fatriotismus erreicht. 
Das: ist dann derjenige Fatriotismus, der, - wie Geschichte 
und Erfahrung lehren - Wunder wirkt in einer Staatsgesell= 
schaft. Je uneigennütziger jeder Mensch im Staat, desto 
schneller wird der ecnte FPatriotismus wachsen, 
Oft wird getarnte Selbstsucht mit Patriotismus verwechselt, 
und ebenso das Festhalten am Überlebten als Zeichen für 
echten Patriotismus angesehen. 
Neben den bisher für notwendig erachteten Eigenschaften 
des wahren Patriotismus erwähnt Murhard als weitere die 
unverbrüchliche Gerechtigkeit und Humanität. Jeder echte 
Patriotismus muß unbedingt darauf achten, daß aus ihm 
nicht übereifriges? Nationalismus wird. Die Trabanten des 
Nationalstolzes sind meistens Haß, Egoismus und Begehrlich= 
keit gegenüber anderen Völkern. Kriege bleiben dann nicht 
aus. 
Der echte Patriotismus kann sowohl in konstitutionellen 
Staatsgebilden wie auch in Republiken wachsen; allerdings:
	        
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