Full text: Joh. Karl Ad. Murhard, (1781 - 1863), Staatsökonom und Wirtschaftspublizist aus der Frühzeit des deutschen Freihandels (Teil 2)

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die Gefahr absolutistischer Willkür lauert, Und deshalb 
hält es Murhard wieder mit seinen linksgerichteten Iran 
Zösischen “reunden, die sich von Chateaubrisnd distänzie:- 
Yen, weil sie in ihm einen Vorkämpfer des Könstitutionas 
Lismus sehen. Obschon Murhard in diesen fragen später 
konzilianter denkt, steht er damals bei Niederschrift 
Seiner Gedanken auf recht radikalem Standpunkt. Murhard 
hält unentwegt am Vernunftrecht fest, dem der vernünftige 
Gesamtwille der Staatsgesellschaft das oberste Gesetz 
R.edl. Na. 293 ist, nach dem jede Verfassung zu konzipieren sei ( ) 
Ist in ihr Platz vorgesehen für einen Fürsten, dann muß 
ihn dieser Gesamtwille gewählt haben, wenn anders seine 
Selbst der deut= Existenz legitim sein soll./Wieder steuert Murhard in 
BC a teten direktem kurs die volle Volkssouveränität, den Parlamen= 
Pfınzip gehan= tarismus und Repvublikanismus an. 
delt. 
Die Forderung nach zeitgemäßen Verfassungen ist für Mur= 
hard "der Liberalismus im Kampf gegen Servilität, Ver= 
nunftsrecht im heißen Streit gegen das Historische; Frei= 
heit und Gleichheit im Konflikt mit den Vorrechten der 
dem Mittelalter entsprungenen Kasten, Krieg auf Leben 
R.ol. va. 350 und Tod einer untergehenden Staatsform“ ( ). Nach 
solchen Sätzen kann der Leser in Murhard einen radikalen 
Verfechter linksliberesaler Forderungen vermuten. Allein 
dieser Radikalismus ist mehr die Konsequenz eines poli= 
tischen Denkens, als die Aufforderung zum Handeln. Ds 
zeigt sich wiederum jener eigenartige Schwebezustand, 
der dem Denken Murhards und vieler Vertreter des frühen 
vormärzlichen Liberalismus eigen ist. Denn meist folgt 
anschließend die Warnung vor Folgerungen, die im Terroris: 
mus der französischen Revolution so verhängnisvoll in 
Erscheinung getreten. Wo solche Exzesse vermieden werden, 
da sieht Murhard das nachahmenswerte Vorbild in allen 
Verfassungsfragen: es ist die Neue Welt und das Werk Wax 
Washingtons und seiner Gesinnungsfreunde. 
Seit dem Wiener Kongreß hält nun diese gespannte Lage an. 
Mögen die Fürsten noch so sehr geschreckt werden durch 
die Vorstellungen der Revolution, so haben seit dem Ende 
der napoleonischen Zeit die Völker anhand des damals Er= 
lebten und Geübten derart politisch gewonnen, daß sie nic] 
in Staatsformen zurückgezwungen werden können, die eindgac] 
nicht mehr zeitgemäß sind.
	        
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