Full text: Joh. Karl Ad. Murhard, (1781 - 1863), Staatsökonom und Wirtschaftspublizist aus der Frühzeit des deutschen Freihandels (Teil 2)

2OssEeNn. Der deitnunkt dieser Vorgangelenchält zugleich 
seine uslifikaticn innerhalb der" Geschichte desiGesämt= 
liberalismus,. 
Alle sonstigen Charakteristika” liberaien Denkens kehren 
bei Murhard wieder, nur daß er sieimitt bemerkenswerter 
Öacharücklichkeit verfrigtß. 
Bemerkenswert ist wurchsrds geistiges Ringen um die Wesens: 
bestimmung des zuf der Nevpräsentativ-Idee aufgebauten 
Staates gegenüber dem organischen Staaätsgedanken, dessen 
Wurzeln in der Aomantik 1liezen. Der üepräsentativ-Staat, 
der englisch-französischen Ursprungs ist, liegt von Haus 
aus dem Murhardschen Denken näher. Seinem konsequenten 
Denken kommt die Stellvertretung auf der Gründlage des 
Individualismus entgegen, sofern er aufgewachsen ist in 
der geistigen Welt der 5Svätaufklärung. Für seinen Lehrer 
Schlözer ist der Staat eine künstliche, überaus kompli= 
ziert zusammenzesetzte Maschine. In diesem Staat gibt es 
keine Gesellschaftsgruppen, die mit Öffentlichen sCaat= 
lichen Funktionen zu betrauen sind. Nun aber melden sich 
erstmaligg im deutschen Denken der Goethezeit neue OUrga= 
nismen: die Geschichte und das Dositive Recht machen sie 
in. der Romentik zur Wirkung frei. Von dieser. Organtheorie 
wird die überkommene Repvräsentativtheorie langsam ausge= 
höhlt. Murhard hat sich nie zur Anerkennung dieses Vor= 
gangs bereit gefunden. Deshalb hat er auch nie ein posi= 
tives Vernältnis zur Geschichte gewinnen können, obschon 
er schon dieser oder jener historischen Persönlichkeit, 
etwa Friedrich d.Gr., oder bedeutenden Staatspraktikern 
wie J.Möser niemals seine Hochschätzung verweigert. Sein 
Denken hält es für ausmeschlossen, daß man in einem 
organtheoretisch gesehenen Staatsgefüge die Freiheit des 
Individuums erhalten könne. So bleibt Murhard in der Be= 
sonderheit seines politischen Denkens unerschütterlich in 
der Gefolgschaft Kants. Die individualistischen Elemente 
bei Kant entsprechen vollauf Murhards Vorstellungen: der 
souveräne Wille ist der Wille der vereinigten Individuen. 
Was Kant so als Idee der Vernunft bezeichnet, die dereins 
zur Realität wird, Öffnet einen Weg, der mit Hilfe der 
Geschichte: erst bei Hegel zum Ziele führt. Allerdings, 
so weit gehen Murhards Gedanken zu keiner Zeit in klarer
	        
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