Full text: Joh. Karl Ad. Murhard, (1781 - 1863), Staatsökonom und Wirtschaftspublizist aus der Frühzeit des deutschen Freihandels (Teil 2)

3m) Murnsra, der konsurukbive Denker. 
In diesem Abschnitt unserer Gesamtanalyse zent es um Murharı 
den konstruktiven voligischen Denker, den seine jahrzehnte= 
lange Erfahrung und Vertrautheit mit stastsrechtlichen Ge= 
danken und politischen Keslitäten dazu drängt, aus diesem 
Baumaterial zu neuen Vorstellungen zu zelangen. 
Es muß daran erinnert werden, was schon an deren Orten über 
Murhards Stellung zu den Erscheinungsformen des Repräsenta= 
Givsystems als Dvparlamentarisehe Vertretung gesagt worden 
ist; die Zusammensetzung auf Grund eines möglichst allge= 
meinen und gleichen wshlrethte und die Zinrichtung nur einer 
Kammer. Diese Gedunken finden ihre vertiefte Begründung 
durch die aus der Volkssouveränität hergeleiteten Vorstel= 
' Jungen vom Gesamtwillen. Von diesem Mittelpunkt aus wird 
vor allem die Zinrichtung einer Pairskammer auf das heftig= 
ste als "Machiavellismus“ verworfen (kgl.Veto. 3.5314), ja 
der Grundsatz der Gewaltentrennung getadelt. (eba. 4.212 u, 
INiG.8. 100), und damit an Robespierres Darlegunzgen in.der 
französischen Naticnalversammulung erinnert (Redslob: 8.8.0, 
S. 201). Im übrigen wird jedoch dieser Geüäanke keineswegs 
in den Vordergrund gestellt, sondern durchaus von dem aner= 
kannten Grundsatz der Gewaltentrennung überwogen. Läuft 
dieser in der Richtun g des Lurhardschen Liberalismus im 
Gegensatz zu Locke —- wontescuieu auf eine Zweiteilung hin= 
8uS, SO wird ebenso und gleich typisch für diese Kreise, 
deren Mittelpunkt wieder am besten Rotteck abgibt, das 
jenem Prinzip innewohnende Hemmungsprinzip umgebogen zum 
Streben harmonischer. Wechselwirkung, worin ebenso, wie schon 
9fG angedeutet, die alten rationalistischen Grun dräfte d®% 
Gieser venkrichtung Ausdruck finden, wie auch Finflüesse der 
franzögischen 1iberafen Doktrin vor und‘ in der Julirevolu= 
tion, besonders der gerade von Rotteck hochbewerteten Lehren 
Benjamin Constants (cfr.Donatowski:'"Der Parlamentar ismus 
in’Gäer Lehre Ben)j.Constanta" Z.d,ges,.Gtaatswissenschaft 
54.653/1907)- 
Eine allzu scharfe Spaltung der Gewalten führt nach Murhard 
zum beiderseitigen Gegensatz und zur Absicht, den andern 
zu überwinden, Handelt es sich um Regierung und Regierte, 
so Ist diese Trennung in ihr:n Folzen ebenso verwerflich 
als in: ihren Grundlasen falsch bei der Annahme eines Gegenz
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.