4, Kapitel
Die Gründung und Stellung des Königreichs Westphalen
im Rahmen der Napoleonischen Rheinbundpolitik.
Die Darstellungsschwierigkeiten dieser Epoche unserer
Geschichte liegen in der Grundeinstellung der Autoren
dieser Jahre, die stets eine wechselvolle geblieben
ist: - so bei Treitschke oder Ranke, bei Srbik oder
S$ 23. Kap D Lavisse-Rambeau oder bei L.Fisher (Oxford) ( Y
ganz zu schweigen von zeitgenössischen Stimmen ( > ).
Murhard hat damals - wenn auch in vielem theoretisch -
im westphälischen Staatswesen ein Leben voller politi=
scher Realitäten kennen gelernt; ja, er wird sogar Mit=
gestalter im Aufbau dieser neuen Herrshbhaftsorädnung.
Hier bleiben für Murhard die Reminiszensen aus dieser
Zeit lebendig und färben sein Denken und Tun.
Die Rheinbundpolitik ist eine der bedeutsamsten Leistun
gen, die Napoleon in Deutschland vollbracht hat. Seit
dem Rzxzgksbuxdg Reichsdeputationshauptschluß verlöschen
die letzten Lichter der alten Reichsidee, Österreich
zieht die Konsequenzen durch die Errichtung eines Habs=
burgischen Kaiserstaates. Was an Klein- und Mittelstaa=
ten noch übrig bleibt, bekommt als "Drittes Deutschland
N Dalberq uud elle eine ChancdX (VW. ),,als,am.12. Juli 1806. 16 deutsche
( de Betr her Fürsten die sogen. Rheinbandakte unterzeichnen; später
kommen Westphalen, Sachsen und einige thüringische
Staatsgebilde hinzu. Diese Staaten sagen sich vom Reich
los. Sie erhalten die unbeschränkte Souveränität in
ihren Gebieten. Nicht aber kommt es zu einer Gesamt=
staatsbildung; was entsteht, ist ein Staatenbund, des=
sen Verfassung bei mehr oder weniger unpräzisen Skiz=
zierungen bleibt. Der einzelne Souverän herrscht im
Prinzip absolut. Es beginnt nun der Kampf um innerpoli=
tische Verfassungen, nachdem die etwa noch vorhandenen
ständischen Gebilde beseitigt sind. Am weitesfen wird
die Entwicklung vorwärts getrieben im Königreich West=
phalen. Natürlich spielen sich alle diese Vorgänge ab