Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

setzung der. schon vor der Tür. wartende frühe, Liberalis= 
mus erhebt. Und so lehnt Murhard die Mosersche Gedan= 
kenwelt ab: aus dem "Alten Reichsrecht" kann kein mo= 
dernes Staatsgefüge entstehen! 
ES ist verständlich, daß Murhard die ersten Berührungen 
mic Staatsrecht und Politik, die er in Göttingen erfähr 
nachhaltig‘ bewahrt hat, ohne es dabei zu einem Verdrän:s 
gen eigenen Nachdenkens kommen zu lassen. Das gilt auch 
für den Göttinger "Reichsjuristen" Joh.Stephan Pütter 
7 (1725. -— 1807) (18%: +). Murhard. spricht: im Fragment x. 
seiner (verloren gegangenen) Autobiographie das rich= 
tige Urteil, wenn er den im Gegensatz zu J.J.Moser - 
sehr viel akademisch-wissenschaftlicher veranlagten 
i Pütter als denjenigen bezeichnet, der dank der guten 
Prognose des genialen Universitätskurators, des Frhr. 
v.Münchhausen, nach seiner Berufung Pütter als den 
Begründer des Ruhmes dem jungen Hochschule bezeichnet. 
Pütters persönliches Verdienst ist es, daß er gerade 
Nichtfachleute in @gine historischen und staatsrechtlich 
Vorlesungen zu ziehen weiß; unter ihnen haben wir den 
jungen Mathematiker und Naturwissenschaftler Murhard 
zu suchen. Wer Rang und wirkliche Allgemeinbildung da= 
mals anstrebt, der. drängt zur Hörerschaft Fütters. In 
dieser Atmosphäre wächst das Interesse Murhards für die 
Politik. Pütter ist jedoch niemals wie sein süddeußG= 
scher Gesinnungsgenosse Moser ein Revolutionär; Philo= 
sophie lockt ihn nicht. Dafür aber glaubt Pütter, daß 
in solch qualifizierter Nüchternheit und auf Grund 
seiner weitreichenden Kenntnis deutscher wie europäi= 
scher staatsrechtlicher Systeme in Vergangenheit und 
Gegenwart die deutsche Reichsverfassung als Herrschafts: 
form des aufgeklärten Absolutismus gefunden @%x sei, mit 
deren Hilfe die Deutschen ihre politischen Verhältnisse 
reformieren können. Pütters "Historischem Entwurf der 
heutigen Staatsverfassung des Deutschen Reiches" (1787) 
stellt Murhard an hohen Platz, getragen von den land= 
ständischen Rechten und vom unüberhörbaren Glauben an 
den "guten Fürsten". 
Es ist höchst bemerkenswert, daß gerade hier von Murhar« 
keine Gefolgschaft geleistet wird. Damit vermeidet er
	        
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