Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

trum den geeignefügen Platz als die Universität Göttingen 
wie wir schon erwähnten. Murhard weiß, daß die Europäi= 
sierung der Weit im 18.Jahrhundert ihr Ziel erreicht hatı 
Der wirtschaftlich unabhängige, hochbegabte und interes= 
sierte Leser aller Journale von Rang, der auf vielfachen 
Reisen in die Ferne und Nähe durch persönlichen ÄAugen= 
schein ungewöhnlich und vielseitig orientierte angehende 
Publizist legt die denkbar dauerhaftesten Fundamente sei= 
ner Bildung. Schon in seinen ersten Veröffentlichungen 
bezeugt er seine Zugehörigkeit zu jener Schicht, der die 
Heraufführung eines neuen Freiheitsbegriffs vorschwebt. 
Er erkennt mic überraschender Sicherheit, daß die Zeit 
reif geworden, die Vorstellungen abzubauen, daß der be= 
pn fehlende Staat das ovolitische wie das wirtschaftliche 
Leben maßgebend gestaltet. An dieser Stelle unserer Ge= 
schichte setzen die Reformbewegungen gewisser fürstlicher 
Persönlichkeiten ein. Murhard erkennt diese Bemühungen an 
übersieht aber keineswegs die retardierenden Äräfte, die 
— Erbe der kameralistischen Vorstellungen des abtretenden 
Absolutismus —- als Unterströmung noch lange im Spiel blei: 
ben. Selbst die Leistungen der großen französischen Revo= 
lution, von denen Murhard einigen allzeit den höchsten 
Rang zuspricht, können den jungen Staatsrechtler und Poli: 
tiker nicht daraüber hinwegtäuschen, daß diese erste Be= 
währungsprobe des frühen Liberalismus nicht bestanden 
{ wurde. Mit Intensivität bemüht sich Murhard deshalb um 
das andere zukunftweisende, geschichtsträchtige Ereignis 
dieser Umbruchzeit. Es ist die Staatsgründung der von der 
englischen Herrschaft frei gewordenen Nordamerikanischen 
Kolonien. Das Dokument der Unabhängickeitserklärung 
sykennt Murhard als den Anbruch einer neuen Ära der Welt= 
geschichte. Bis in die späteren Gedanken und Publikationer 
bleiben für Murhard die USA das große Muster, das er nicht 
müde wird, in immer neuen Variationen seinen Zeitgenossen. 
zu preisen und zur Nachahmung anzubieten.4eigt es doch, 
wie Autorität gewandelt werden kann, wie Gewalt und Will= 
kür gottgewollter Beförderung von Wohlfahrt und menschli= 
cher Glückseligkeit weichen müssen, wie zwar auch in Eng= 
land, mehr aber noch in den USA alles zum Ereignis gewor= 
den, was bis dahin Wunsch und Verlangen der Völker geweser
	        
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