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75, Kapitel
Murhard und die Julirevolution
2) Murhard als politischer. Informator.
Die (PaMzZOSTSCHE Julirevolution, die sich wie ein Lauf=
feuer über ganze Deutschland, ja Über ganz EuroDa verbreis=
tet, erfüllt auch im ersten Begeisterungssturm mit unsag=
barem Jubel alle Liberalen damaliger Zeit. Mürhard glaubt
wie seine Gesinnungsfreunde, daß nun eine großartige Fort=
setzung der Revolution Flatz greifen werde, daß eine ge=
samtliberale Bewegung alle Reste der Reaktion hinwegfegen
werde, daß ein neuer Frühling anbrechen werde im Leben der
Völker, Insbesondere erfüllt es ihn .mit Genugtuung, ‚daß
seine vielfachen Beurteilungen, Ermunterungen, Warnungeg,
wie er sie seit _1815.in seinem Schrifttum verkündet und
für diese Ideen geworben hat, nunmehr ihre Bestätigung
erfahren. Vielleicht lebt seine alte. Liebe für außenpoli=
tische Probleme leise wieder auf,
Alles, was er als Folge seiner immerhin gelockerten Straf=
sguflagen nur für den Schreibiisch niederschreiben gekonnt,
das erscheint jetzt in den nächsten Jahren in rund einem
halben Dutzend Publikationen, in denen er seiner Aufgabe
als publizistischer Informator. gerecht wirä, zugleich
aber auch zu einer gewissen Systematisierung seiner poli=
tischen Gedankenwelt kıxn= hinfindet,
Dann aber erkennt der scharfsichtige Politiker Murhard
gewisse Zeichen und Begebnisse, die ihn mit Sorge erfüllen
müssen. So sieht er mit Unwillen die Exzesse des Hambacher
Festes und gar des Frankfurter Wachesturms. Vorkommnisse,
die ihn bestärken, seiner politischen Ablehnung jeder unge:
lenkten Revolutionsbewegung treu zu bleiben. Murhards Opti:
mismus in der Beurteilung dieser Situation ist eben wie
bei so Vielen der Besten im damaligen politischen Leben
verfrüht.
Doch kehren wir noch einmal zum Gang der Ereignisse zurück
wie Murhard die Revolution erlebt hat und welche Vorstel=
lungen es sind, die durch das Ereignis ausgelöst wieder in
das Zentrum seines Denkens und Tuns zurückkehren.