Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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das Problem in. schüchternen Ansätzen, diskutiert, in 
Deutschland noch gar keine Rede davon ist. 
Murhard wagt sich damit an das Parteienproblem heran. 
Zwar sind ihm in England die Wighs und Toris das Prinzip 
des Liberalismus gegen die Servilität: diese kämpfen für 
das historische echt, jene für das Recht der Vernunft; 
die Tories stehen für Stabilität, die Wighs. für zeitge= 
Rech+—at—MatHio4 Mäße Reformen (Y ).Wie Murhard gegen die Konservativen 
lem sg eingestellt ist, verdeutlicht eine Buchbesprechung in 
Y {R.ot.Naf 3449 N ni . Z Er 
F PA 10,232 sen Anpader ec ), die Sen Herr E11 das ShEnyE 
U SH 560 Fürs die Aegierungsgewalt wirbt; eine “egierung, die dem 
Gesamtinteresse als Partei entspricht, gibt es für Murhard 
nicht, denn dem Volk geht es um die Sache und nicht um 
Personen. 
Murhard kommt in so £rüher Zeit - zu Anfang der 20er 
Jahre - noch nicht völlig zurecht mit diesen Fragen, ob= 
schon er sich gleich den damaligen deutschen Staatstheore= 
Cikern eifrig um eine Wesensanalyse bemüht. Am Beispiel 
Englande£ sieht er, wie Parteien notwendig sind. Er lobt 
die würdige Haltung der englischen Opposition. Aber es 
will ihm nicht zusagen, was ihre Organisation ausmacht. 
Eine Opposition, die ihre Gedanken und Grundsätze dadurch 
verwirklichen will, daß sie jederzeit bereit ist, die 
Regierung zu übernehmen, hält er für das Richtige; dagegen 
lehnt er eine Opposition ab, die nur um der Opposition 
willen tätig ist. Gar eine Opposition im Parlament einzu= 
richten, auf die sich die Regierung stützen kann, weist 
er weit weg, wie er es in der eben zitierten Buchbespre= 
chung in den "Annalen" ausführt. In England gebe es. eine 
große, systematisch betriebene Opposition zum Wohle der 
Gesamtnation. In den konstitutionellen Verfassungen 
Deutschlands belibe die Upposition schon zahlenmäßig so 
beschränkt, daß sie zufrieden sein muß, daß sie im Para 
lament die von der Regierung getroffenen Maßnahmen kriti= 
sieren darf. Nie wird sie zum Siege kommen, solange der 
Fürst nicht gezwungen werden kann, einen Mann der Oppo= 
sition zu berufen (s.0. ). Deutschland hat bis zum ‚Ende 
des 1.Weltkrieges unter dem Fehlen dieser Erkenntnis 
stets zu leiden gehabt, indem z.B. die Keichsgründung 
Bismarcks als von oben kommend das parlamentarische Leben 
schwer belastet hat; un d zwar um so verhängnisvoller,
	        
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