als höchsten Würdenträger (> ). Murhard schreibt dazu,
warum ein König, der so wie der englische gestellt ist,
kein Despot werden kann ( — ). Und er antwortet: weil
er kein kreatürliches Beamtenheer hat, das ihm Werkzeug
ist zu ungesetzlichen Maßnahmen, weil die Finanzen vom
Parlament bewilligt werden; weil ihn die Presse überwacht
und weil keine Möglichkeit für Unrecht gegegen ist, denn
das “echt ruht einzig und allein bei der Rechtsprechung.
Diese so analysierte englische Staatsorädnung nennt Mur=
hard eine parlamentarische Aegierung. Sie ist wahrhaft
konstitutionell gegenüber dem deutschen Scheinkonstitu=
SH. 5, 101 tionalismus ( ). Auf solche Weise wird echtes politi=
sches Leben geschaffen, "denn derjenige Staat wird am
meisten die höheren Zwecke erreichen, welcher mehr ein
freies Wirken der Bürger anzuregen und zu leiten versteht.
ivesk-ales-HaakfA 15 durch unmittelbares Gebot wirken will ( ). Jenes
{Zw.St} 369 Wirken durch den Geist führt zu einem unbeschränkten
Parlamentarismus, dies aber zu einer absolutistischen
Regierung.
Ein Minister soll sich die Ausbildung politischen Lebens,
gemäß der Konstitution, angelegen sein lassen und nicht
für Servilität sein, wie sie bei den deutschen Fürsten
in dieses Amt allzu häufig praktiziert wird. Der Minister
kann im Amte bleiben, wenn König und Parlament zusammen
es wünschen. Deshalb kann sich keiner an seinen Minister=
stuhl festklammern, der nicht das beiderseitige Vertrauen
genießt. Der Minister ist nicht ausschließlich für seine
persönlichen Maßnahmen verantwortlich, sonder für alle
Regierungshandlungen seines Ressorts. Bei Untauglichkeit
seiner Dienstführung kann er von der Mehrheit des Parla=
ments angeklagt werden. Meist wird diese Anklage indirekt
gegen den König gerichtet sein. Noch kennt Murhard nicht
den Brauch, daß der Minister in jedem Falle der Mehrheit
des Parlaments entstammen muß; aber der Minister muß ein
Höchstmaß von Vertrauen beim Volk und seinem Parlament
besitzen. Murhard fordert noch nicht den reinen Parlamen=
tarismus, aber doch mehr ein suspensives Veto. Es ist
bemerkenswert, wie früh schon Murhard den echten Parla=
mentarismus ansteuert, zu einer Zeit, in der Frankreich