Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

AM 
15, Kapitel 
Murhards Beitrag zum Englandbild des Frühliberalismus 
Seine Auffassung vom reinen Parlamentarismus 
Unter den wissenschaftlichen Untersuchungen aus der Zeit 
des erzwungenen Schweigens, die aber für Murhard zu= 
gleich eine Epoche des Reifens ist, sind diejenigen be= 
sonders wertvoll, die der englischen Verfassung gelten. 
Einiges ( >) ist schon in den "Allgemeinen politischen 
Annalen gedruckt worden; das meiste bieten dann später, 
als die äußerlichen Hemmungen des Schreibverbots weg= 
fallen, Murhards Schriften zu Anfang der 30er Jahre, 
besonders seine Artikel im Rotteck-Welckerschen "Staats- 
lexikon" über "Englands Staatsverfassung", üb er die 
"Nordamerikanische Revolution" und die "Nordamerikanische 
Verfassung" (>). 
In der Geschichte der politischen Vorstellungen des 
deutschen Liberalismus nimmt seit dem Sturz Napoleons 
das Englandbild eine wichtige Stellung ein. Aus seinen 
richtig oder falsch verstandenen Zügen werden in Deutsch= 
land Folgerungen gezogen für den Aufbau des Staates und 
für seine wesenhaften Funktionen, die beurteilt werden 
mit begeisterter Zustimmung bis hin zu unerbittlicher 
Ablehnung. Noch ist kein einheitliches deutschen National 
bewußtsein vorhanden. Was die Romantik dazu hätte bieten 
können, ist durch die Ereignisse im zweiten und äritten 
Jahrzehnt in Deutschland verloren gegangen. Und so 
herrscht in Deutschland wieder die alte Neigung, an poli= 
tische Probleme theoretisierend und philosophierend 
heranzugehen, Zumal man noch nicht wie Murhard erkannt 
hat, daß sich Staatsverfassungen nicht ohne weiteres 
von Volk zu Volk übertragen.lassen. An Ort und Stelle 
aber die Dinge zu studieren, bleibt auch damals die Aus= 
nahme und auf wirtschaftlich unabhängige Persönlichkeiten 
beschränkt. 
Es gilt als unbestritten, daß das Englandbild für die
	        
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