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Eine Wiedervereinigung begrüßt er wohl im Grunde; sie aber
in einer neuen Urganisation.zu suchen, ist gefährlich. Eine
Vereinigung nur in äusseren Formen ist zwecklos. Ein neues
Dogma aufzustellen, würde, je fester es begründet, Undulg=
samkeit und geistige Lähmung bringen, und damit vor allem
das beseitigen, was mit der protestantischen “reiheit der
geistigen Welt der enschheit geschenkt wurde. Das wäre
ebenso verderblich als es von jeher war, daß der Staat sich
än die religiösen und kirchlichen “ragen mischte. Es mag
vielmehr in edlem Tatwettstreit jedes seine Art behalten,
denn "auch in. der mannigfaltigen Verehrung des Höchsten
liegt etwas Großes und Erhabenes" (ebd. S. 503)... Im.übrigen
heißt. es in ganz rationalistischer Auffassung, die aller=
dings später einer gewissen Revision unterworfen wurde:
"Religion ist freilich ein Knotenstock auf der Meise durch
das Leben, wohl stützt sich mit. ihn mit Resignation der
Gepeinigte, wenn Menschenhülfe keine Rettung gewähren
kann. Solange er sich aberfiese noch als möglich denkt,
und er Rechtsansprüche darauf zu haben glaubt, 1äßt er
sich ohne zu murren, nicht anweisen an Religion und Himmel.
Leben könnensteht also 9obenan; alles: andere ist unterge=
oräneter Bedeutung (E.Z. Nr.56).
Umso wertvoller ist für ihn die Moral. Sie vor allem in
das!richtige Verhältnis zur" Politik gebracht, bedeutet
für ihn die Lösung allerg staatlichen und sozialen Schwie=
rigkeiten gewonnen zu haben. Alle Errungenschaften der
Wissenschaften, der Künste und der Industrie sind ihm
nichts anderes, "als die bloße Morgenröte der menschlichen
Sestimmung", solange die sittliche Veredlung des Menschen
und seiner Handlungen, die zwar im privaten Leben eine hohe
Kultur erreicht, nicht auch im öffentlichen politischen
Teben allseitig wirksam wird (Pol,Ann. 11/102.ff.).. Der
Sinn für Wahrheit, der von unten anfangen muß, der Gedanke
der Mäßigung, der den Menschen zu williger Beschränkung
gewöhnt, und wozu das Beispiel von oben gegeben werden
solı, und. der. Geist, der Gerechtigkeit, der keinen Unter=
schied der Person kennt, wo immer es sei: das sind die
“rundlagen moralischer Art, auf denen ein Staats- und Völ=
kerleben aufgebaut werden kann zu dauerndem Bestand (P01.
Ann. 3/207-8). Zwar findet sich einmal in Murhards Anschau=
ung die entgegengesetzte Erkenntnis, daß Politik eine Er=