Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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Papiere geführt werden (Tol.Ann, 6/35)... Der enemalige 
Bürger des König£reichs Westfalen spricht, wenn er "nur 
durch unparteiische, aus dem Volke selbst gewonnene Ge= 
schworene" die Wage der, "erechtigkeit richtig geführt 
sieht (Pol.Ann. 2/371), wie denn auch dieselben Erinnerun= 
gen es. sind, die ihm alle Fronden und. Leibeigenendienste 
50; verhaßt machen (Z.Z. Nr. 27,  Pol.Ann, 10/753). Ohne es 
klar auszusprechen ist er gegen die Todesstrafe, in der 
die Gesellschaft das größte Verbrechen dadurch bestraft, 
daß sie sich "selbst @xz des Mordes schuldig" macht (Pol . 
Ann. 41/105), 
Es ist der Geist fortschrittlicher Boleranz, mit dem er 
auch die religiös-konfessionellen Fragen gelöst wissen 
will. Seltsam erscheint es ihm, daß "man im Landeg£ Luthers 
noch angstvoll überlegt, ob wohl ein Jude Schneidermeister 
oder Advokat werden könne, ohne daß die Achse der Welt 
breche" (Pol. Ann. 41/159). Es’ dst: der Hochmut des Menschen, 
daß, "wer nicht vom Adel sein kann, um auf Bürger herabzu= 
sehen, wenigstens ein Christ sein will, um die Juden unter 
sich zu haben" (ebd. 5,161). Mag ces auch nie gelingen, 
den Juden ganz dem bürgerlichen Leben einzugli&gdern, so 
sollte doch der Gedanke, wieviel gerade jahrhunderte- 
lange Verfolgung und Mißachtung diese Leute zu dem gemacht 
haben, was sie uns fremd erscheinen läßt (Pol.Ann. 7/27-8), 
kräftig dazu beitragen, daß gerade die Deutschen dieses 
"garstige Muttermal", "diese Schulfuchserei" eines lächer= 
lichen, kleinlichen Antisemitismus beseitigen (Pol.Ann,. 
17/158). 
Mit ruhiger Gelassenheit, die ganz an die konfessionelle 
Gleichgültigkeit der Aufklärung gemahnt, nimmt Murhard 
auch Stellung zu den Fragen der christlichen Religion und 
der Airche, Sein Ideal wäre es, die Äirche besässe kein 
Vermögen} und daß der Staat geistliche Güter einzieht, 
begrüßt er als Heilmittel, die Kirche vor Mißbräuuhen zu 
bewahren, und sie zur Verinnerlichung zurückzuführen (Pol. 
Ann. 1/148). Dagegen trifft sein Haß jedes Auftreten der 
Kirche,vor allem ihrer Diener, im politischen Dienst oder 
als geistiges Knebelungsprinzip (Pol.Ann. 2/481-ff. bes. 
801). Daß die ursprüngliche Einheit der christlichen Kir= 
che verloren ging, ist ein Verlust, der doppelt schwer 
wiegt wegen seiner politischen Folgen für Deutschland.
	        
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