Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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Mißtrauens ebenso verderblich auf die Beziehungen der 
Staaten untereinander wirken, als wie innerhalb des Ein= 
zelstaates auf die von Regierung und Volk (E.Z. Ne. 71). 
Zwar bezeichnet er es als eine Chimäre, der sich gerade 
die deutschen Schriftsteller hingeben, und die ein be= 
sonnener Politiker ablehnen muß, zu glauben, daß man 
jetzt schon überhaupt alle stehenden Heere entbehren, kax 
und sie ohne Schaden für den betreffenden Staat gänzlich 
abschaffen könnte.Dafür hat man sich in monarchischen 
Staaten zu sehr daran gewöhnt, "die Armee als denjenigen 
Körper der Gesellschaft zu betrachten, in welchem sich 
die üoheit und A Glanz des Monarchen und des Thrones 
spiegeln" (E.Z. N.71). Aber für möglich hält Murhard 
den Gedanken, mit Hilfe eines stark utopisch konstituier= 
ten europäischen und d rüber hinaus universalen fördera= 
tiven Staatsgebildes zu einer allmähnlıen auf Gegensei= 
Sigkeit beruhenden Abrüstung zu kommen, und damit dem 
"schönen AÄbspruch des Aaisers Pertinax' (Pol.Ann. 2/512) 
zu entsprechen; "sig unquam eveniat salutare rei publicae, 
brevi milites necessarios non fore", Der unverhältnis= 
mäßigen Größe der stehenden Heere besonders in den klei= 
neren Staaten muß aufs schärfste entgegengearbeitet 
werden; da verschlingen die Militärkosten g11e5, daß für 
die innere Landeskultur nichts übrig bleibt, und 2,B. 
die Landstraßen in so üblem Zustande sind, daß man - wie 
er mit grimmigem Spott höhnt -—- auf der zwischen Cassel 
und Rinteln einen zum Tode verurteilten Verbrecher nur 
sechsmal hinundher zu Fahrten brauche, um dem Henker seine 
Arbeit zu ersparen (E.Z. Nr.51). Ja, man’ hat oft soviel 
Soldaten, daß man sie kaum vor Hunger bewahren kann (Pol. 
*xkhr Ann. 7/37). Dem Landbau und der Industrie werden nütz= 
liche Arme entzogen (8.2. 2.71), die Leute selbst aber 
werden im langen Dienst, "dessen ehrenvoller Beruf es 
ist, sich von jeder häuslichen und bürgerlichen Beschäf= 
tigung entfernt zu halten" (Pol.Ann. 6/30), sittlich der= 
artig verdorben, daß man sie später "nur selten und mit 
Mühe" zu nützlichen Gliedern der Gesellschaft machen kann; 
und das ist vielleicht noch bedauerlicher, als daß max an 
sie so bedeutende Mittel des Staatshaushaltes verschwendet 
werden (ebd.). Nicht eine "Versorgungsanstalt auf Kosten 
aller", nicht ein Stand und Gewerbe soll der ZGeeresdienst
	        
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