Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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so ist in sorgfältiger Drucklegung der Verhandlungen 
für die breiteste Öffentlichkeit! die Möglichkeit: zu bies 
ten, daß der Bürger daheim zu eigenem Yrteil gelangen 
kann und einsehen lernt, daß nicht Eigenmächtigkeit, 
Einseitigkeit und Unkunde diesen oder jenen Beschluß 
zustande gebracht (Pol.Ann, 33/200). 1 Dasiceisti der Punkt, 
wo einer vernünftigen Pressefreiheit stattzugeben ist, 
und mit solcher! Pressefreiheit pflegt die: des gesamten 
Lebens Hand in Hand zu gehen, Sie beruht auf dem Verhält-=» 
nis, in welchem der Einzelne zum Ganzen steht (Pol.Ann. 
4/148). Freiheit des Menschen, dargestellt durch die 
Freiheit der Gedankenmitteilung (Pol.Ann. 2/368), und 
daraus sich ergebend die Öffentliche Meinung, die unbe= 
kannt in ihrem ‘tiefsten Ursprung (Pol.4Ann. 3/363-4) übe ı 
alle Segnungen des Augenblicks hinaus zu einem "hohen, 
dem Guten wohltätigen und dem Bösen furchtbaren Gericht, 
zu einem heiligen Areopag der Menschheit wird" (Pol.Ann. 
2/1371). 
Es ist die mildere Form der vor allem durch die französi= 
sche Revolution ausgelösten Abkehrtendenz vom Staate im 
Sinne eines gewissernzentralistischen Selbstverwaltungs= 
prinzips, wenn zur sicheren “rundlage jeder Verbesserung 
des staatlichen Lebens das "häusliche und Gemeindelehen" 
gefordert. (Pol:;Ann. 6/37), .undi das Prinzip des "freien 
Amerika" als Maxime aufgestellt wird: "je mehr Handlunger 
der Öffentlichen Verwaltung der obrigkeitlichen Gewalt 
in die Hände der Bürger selbst gelegt werden, je weniger 
werden sie durch den Druck der Regierung gewahr" (Pol. 
Ann. 3/5367). Daneben klingt der andere Gedanke an, der 
wieder zum Staate hinführt, wenn es weiter heißt, daß da= 
durch umso "größer wird das Vertrauen zu ihr, umso wil= 
liger werden sie’auch, so‘ oft es das:Wohl: des Staates 
erheischt, Geistrund Blut: zum:Opferc bringen‘ und: fest an 
ihrem Vaterland hängen" (ebd.). Der naive Individualismus 
wird durch die Vorstellung neuer gesellschaftlicher 
Ideale überwunden, an deren Ende doch schließlich der 
starke Staat steht auf breiter “rundlage des ganzen 
Volkslebens; "mehr von unten herauf als von oben herunter 
soll’ gewirkt werden" (Pol.Ann. 4/8). : Mehr. als ein: Staat 
der alten und neuen Zeit zeigt es, "daß der schlichte 
Bürger seinen und seiner Gemeinde Geschäften gewachsen
	        

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