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Mißtrauen und Unzufriedenheiten tiefe Wurzeln geschlagen
haben. Und wenn auch jede oberste Staatsgewalt Gehorsam
und Respekt bedarf, so soll doch nie vergessen werden,
daß Voraussetzung dazu ein nicht allzu kleines Maß
eigenerMachtvollkommenheiten sein muß. Darum macht die
Beschränkung der Gewalt des Fürsten das Volk nicht immer
freier; eigenmächtig soll ein Fürst nicht sein, aber
auch nicht schwach" (Pol.Ann. 7/17). Charakteristisch
heißt es an derselben Stelle weiter: "Selbst bürgerlich
geboren, dem Interesse des Bürgers mit ganzer Seele
zugetan, der Sache des Bürgers treu bis zum letzten Atem=-
zuge, ist mir kein Anblick widerlicher, als wenn ich
sehe, daß der plumpe Pöbelstolz sich an die Stelle des
anständigen Fürstenstolzes setzen will". "In ihrem
Fürsten muß die Nation sich azhten, sich in seiner Würde
ehren" (ebd.). Es ist die Vorstellung des deutschen Bür=
gers von seinen Fürsten, wie sie geblieben bis auf unsere
Tage. Es ist ihm widerlich, daß Deputierte sich und ihre
Nation zu ehren glauben, wenn sie den "Wasch- und Küchen=
zettel des regierenden Hauses" revidieren. An welchen
Stellen die Volksvertretung Beschränkungen ganz bestimm=
ter Art einer solchen gesetzmäßig verankerten Fürsten=
schaft eintreten läßt, wird bald zu zeigen sein.
Isties hier deutsche Art schlechthin, ist es Aufklärung
der höchsten Entwicklungsstufe, ist es Montesquieu, ist
es die ideal gesehene französische Revolution von 1789,
was Murhards Auffassung bestimmt, so entfernt er sich
augenscheinlich von den landläufigen Meinungen des deut=
schen Liberalismus in seiner Bewertung und Einordnung
des Adels in dem Verhältnis von‘ Fürst: und Volk, Er wilz
zwar nicht die radikale Abschaffung des Adels wie in
Norwegen, und sollte es doch dahin kommen, dann nicht
ohne Entschädigung seiner Realrechte (Pol.Ann. 2/110);
aber wie der Glaube an Hexen und Zauberei gewichen, so
ist auch die Meinung untergraben, daß die Geburt eine
Scheidewand bilde zwischen den Menschen und Anspruch auf
Vorrechte gebe, Deshalb hat der Adel "sich im gebildeten
Europa überlebt.und wird sich früher oder später schon
bequemen müssen, mit dem Strome zu schwimmen" (Pol.Ann.
1/246). Gewiß ist es "eine Art Naturrecht, daß der Starke
herrscht und der Schwache dient" (Pol.Ann., 6/16), und