Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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einer unmittelbaren Alleinherrschaft zu unterwerfen" (P51. 
Ann. 5/1172), gibt Murhard das Mittel der Lösung an die 
Hand: es muß der Bundesstaat sein; denn "vorübergehend in 
der Historie ‚sind Staatenbünde, dauernd und fest begrün= 
det können nur Bundesstaaten sein" (B.Ze W466). 
In den Ausführungen der Europäischen Zeitung denkt sich 
Murhard den Aufbau des deutschen Bundesstaates anders, 
wenn man so sagen darf, radikaler, unitarischer; und man 
kann geteilter Meinung sein, ob aus romantischer Denkbe= 
einflussung oder mehr als Nachwirkung französischer Prak= 
tiken. Zunächst einmal will er der jetzigen unnatürlichen 
Zerstückelung abhelfen, die in der Form, wie sie bestehs, 
keineswegs Ausdruck der wesenhaften deutschen Sonderung 
zXxxd ist. Dazu ist es notwendig, daß vor allem die ver= 
derbliche Familienpolitik der Fürsten aufhört und an ihre 
Stelle eine wirkliche Staatspolitik tritt; "denn als Men= 
schen sind Dynasten oder Erbfürsten in zahllosen Verhält= 
nisse verflochten, welche freien Volksstaaten, durch die 
allein ein echter Bundesstaat nicht bloß dem Namen nach, 
sondern in der Tat und Wirklichkeit bestehen mag, immerdar 
fernbleiben". (E,Z, #46). Deshalb.sind Säkularisation 
und Mediatisierung so bedeutungsvolle Fortschritte auf dem 
Wege zur Einheit (Pe%.Art. 2/115). Was zerrissen ist, soll 
zusammengeführt werden, und was seit Jahrhunderten zusam= 
mengehört, soll "unter eigener, der volkstümlichen Indi= 
vidualität entsprechenden Verfassung sich frei bewegen 
und ausleben. Das ist das Wichtigste" (E.Z. Nr.75). Den 
"natürlichen Typus hierzu geben die alten Stammnamen der 
verschiedenen deutschen Völkerschaften ablebda). Es. ist 
ganz gleichgültig, ob jedes Stammland einen besonderen 
Fürsten erhält, oder ob über jeweils mehrere ein Souverän 
gesetzt wird. Ziel ist, ebenso die leidige Antogonie Unter 
den bisherigen deutschen Staatsgebilden zu beseitigen, wie 
andererseits "die dumpfe Gleichgültigkeit, in welche die= 
selben gegen die allgemeinen Interessen des deutschen 
Gesamtvaterlandes versunken" (ebdqa) sind, und. dafür ein 
reges Gemeinsamkeitsgefühl auszulösen und sich Zuständen 
zu nähern, die er stets als ideale preiß@t, denen der 
amerikanischen Union mit ihren Volksstaaten. 
Zu diesen Gedanken, die Lösung der Einheitsfrage auf der 
Grundlage der alten Stammesherzogtümer anzubahnen, findet
	        
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